Kulturtage: Bahnhof verwandelt sich zur Bühne

Krefeld. Am Krefelder Hauptbahnhof: Züge kommen an, fahren weiter, Menschen verlassen den Bahnhof oder eilen hinein, um ihren Zug zu bekommen. Doch am Donnerstag störte etwas dieses Bild alltäglicher Hektik und Eile — die Leute bleiben stehen.

Mitten im Wartebereich bilden ein paar Jugendliche eine Polonaise und laufen singend durch den Tunnel. Die mobile Theatergruppe Juckreiz ist dort bei den Kulturtagen der Bahnhofsmission zu Gast

Unter der Leitung der Theaterpädagogen Mariola Küsters und Dirk Schwantes haben die Nachwuchsschauspieler eine kurze Szene entwickelt, die das Leben am Bahnhof deutlich macht. So müssen sie sich zunächst ihre Tickets abholen — Krepppapier, das sie sich ins Gesicht kleben — und beschweren sich dabei, dass die Schlange so lang sei und alles zu lange dauere. Dann geht es mit dem Kinderlied „Tuff, tuff, tuff, die Eisenbahn, wer will mit nach . . . fahren?“ durch den Bahnhof. Fünf Jugendliche steigen spontan in die Aktion mit ein. Die Leute sind zunächst verwirrt und skeptisch, aber viele bleiben stehen und beobachten die „Irritation mit und für Reisende“.

Organisiert wurde das Ganze von Lydia Paggen, einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Bahnhofsmission. Auch die Schauspielerin Paula Emmrich, die bereits bei früheren Veranstaltungen mitgewirkt hat, schlüpft in die Uniform der Bahnhofsvorsteherin. Im Kulturpunkt auf Gleis 1, der mit Bahnhofsfotos und alten Koffern dekoriert wurde, liest sie die dreiminütigen „Geschichten vom kleinen Stationsvorsteher“ vor.

„Ich fand es klasse, dass Leute von außerhalb gekommen sind“, sagt Ute Clevers, Leiterin der Bahnhofsmission. Denn mehrere Besucher haben sich extra auf den Weg gemacht, um den kurzweiligen Geschichten zu lauschen.

Und auch einige Pendler hielten an und setzten sich bei einem Glas Wasser zu Paula Emmrich. Manche blieben für eine Geschichte, andere für zwei, drei, vier — Zuhörer waren immer da.

Ute Clevers ist sehr zufrieden mit der Aktion. „Diese Form können wir weiter fortführen.“ Denn das, was ihr besonders am Herzen liegt, ist wieder gelungen: die Begegnung der unterschiedlichen Gruppen. „In der Bahnhosmission treffen sich zwei Welten und merken, dass sie miteinander reden können.“ Veranstaltungen wie die Kulturtage helfen dabei. Dann sitzen nämlich Pendler und Bedürftige neben regelmäßigen Theaterbesuchern.

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