Film : „Werk ohne Autor“ und die Fiktion von Beuys und Co.
Krefeld Kultur trotz Corona: Heute empfehlen wir Florian Henckel von Donnersmarcks Film, der von Gerhard Richters Leben inspiriert wurde.
Der – eindeutig – in Krefeld geborene Künstler Joseph Beuys hat um sein Leben und seine Lebensgeschichte bisweilen viel Uneindeutiges heraufbeschworen. Selbst um seinen Geburtsort, ist er auch dank Urkunde im Krefelder Stadtarchiv eindeutig nachweisbar, machte der Künstler viel Nebel, schrieb selbst in seinem Lebenslauf-Werklauf von Kleve als seiner Geburtsstadt. In jener er zugegebenermaßen aufwuchs. Nun wenn es das Weben von künstlerischen Biografien geht, trifft man nicht selten auf gerne auch mal mehr Dichtung als Wahrheit.
Vergleichbar ist es bei der filmischen Aufarbeitung von Leben von großen Persönlichkeiten – diese sind naturgemäß, mal mehr, mal weniger, auch mit vielen fiktiven Details aufgeladen. Manchmal sogar mit fiktiven Plots überstülpt, wie im wohl berühmtesten Beispiel „Amadeus“ von Miloš Forman nach dem Theaterstück von Peter Shaffer, in dem Mozarts Lebensgeschichte mit purer Fantasie vermengt wird und schlussendlich eine große Melange aus Märchen und Pseudo-Wahrheit herauskommt. Weniger verzaubernd und mitziehend wird die Geschichte dadurch nicht. Und der Film ist seit seiner Veröffentlichung 1984 einfach nur Kult.
Im Film steht der Name Kurt Barnert für Gerhard Richter
Ähnlich verhält es sich vielleicht auch bei dem Film, den wir hier gerne empfehlen wollen und der gut auf die Krefelder Kulturseite passen mag, weil eben jener Beuys – oder nennen wir es vielleicht besser das fiktive Pendant zu Beuys – eine durchaus tragende Rolle spielt. „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck aus 2018 beschreibt Teile der Lebensgeschichte eines Künstlers – eines noch lebenden Künstlers – dessen Figur ganz offen und unverständlich an Gerhard Richter angelehnt ist. Übrigens Richter selbst hat sich kritisch über den Film geäußert. Heißt Richter zwar in dem Film (gespielt von Tom Schilling) Kurt Barnert – so wie auch alle anderen Figuren anders heißen als ihre Vorbilder. Es geht um Richters Leben und dennoch um Fiktion – eine Dialektik, die man aushalten muss. Nicht nur künstlerisch, ganz eindeutig, sondern auch biografisch, wie etwa die Rolle der durch die nationalsozialistische Euthanasie ermordeten Tante oder beispielsweise die Figur von Richters erstem Schwiegervater, der selbst Täter war. Durch eindringliche Schilderungen deutscher Zeitgeschichte, sowohl während des Nationalsozialismus als auch in der Nachkriegszeit – zunächst in Dresden, im Osten, schließlich im Westen.