Krimi-Tage: Gruselige Szenen im Polizeipräsidium

Schriftsteller Horst Eckert las aus seinem brisanten Roman „Schwarzlicht“. Der Ort war gut gewählt.

Krefeld. Krefelds Krimifans hatten am Mittwoch eine Vorladung ins Präsidium. Ein mysteriöser Unfall, bei dem der (fiktive) nordrhein-westfälische Ministerpräsident Walter Castorp ums Leben kam, verlangte Aufklärung.

Am besten im Bilde war naturgemäß Horst Eckert. Schließlich hat sich der Autor die dubiosen Ereignisse in einem Penthouse im Düsseldorfer Medienhafen ausgedacht. Er las aus seinem Roman „Schwarzlicht“.

Obwohl die Krefelder Krimi-Tage bereits seit zwölf Jahren jeweils im November zu Autorenlesungen locken, hat die Veranstalterin Ina Coelen erstmals das Polizeipräsidium als Standort entdeckt. Der Zugang zum Veranstaltungsraum wurde passend dekoriert: Flatterband und Leuchten auf der Treppe wiesen den Weg in den ersten Stock. Vor der Tür des Saales hatte man den Tatort eines Verbrechens in Szene gesetzt — gruselig mit blutverschmiertem T-Shirt. In Wahrheit war es Kirschmarmelade.

Der Hausherr am Nordwall, Polizeipräsident Rainer Furth, selbst berufsbedingt nicht unbedingt ein Krimi-Fan, lobte die Arbeit des Autors. „Sowohl die Sprache als auch die Geschichte und die Fachkenntnisse wurden gut recherchiert und detailreich richtig wiedergegeben.“

Die Hauptfigur des Romans, der Ermittler Vincent Veih, muss sich nicht nur mit dem brisanten Fall in höchsten politischen Kreisen herumschlagen. „Die Polizei läuft an der kurzen Leine des Innenministeriums, damit nicht deutlich wird, dass es sich um einen Mord handelt“. Dann hat Veih auch schnell das Kanzleramt in der Leitung.

Neben den beruflichen Dingen hat er auch seine persönlichen „Baustellen“, etwa das schwierige Verhältnis zu seiner Mutter. Die RAF-Terroristin gab ihren damals siebenjährigen Sohn weg, der dann bei den Großeltern aufwuchs. Der Großvater wurde nicht nur zum Ersatzvater, sondern auch zum beruflichen Vorbild.

Genau das wird zu einem der Knackpunkte in der Geschichte: Der Großvater war Polizist unter den Nazis. Da konnte Furth mit dem Veranstaltungsort besonders zufrieden sein: „Die Wirklichkeit ist besser als die Fiktion!“, verkündete er. Die Lesung fand im Wilhelm-Elfes-Saal statt. „Dieser Krefelder Polizeipräsident sagte ‚Nein’ zu den Nazis. Und war sofort arbeitslos“.

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