Krefelder Textilmuseum : Mythologie: Der Mondhase beendet die Pandemie
Krefeld Das Textilmuseum zeigt ab Herbst eine Ausstellung chinesischer Textilien. Auf den Objekten ist auch der Hase aus der ostasiatischen Mythologie zu sehen.
Zur Wochenmitte, unmittelbar vor Ostern, steht der Vollmond bei uns am Himmel. „Achten Sie mal darauf, ob Sie ihn dann sehen können, den Mondhasen“, sagt Annette Schieck. Der Mondhase hat es der Leiterin des Krefelder Textilmuseums angetan, seit er bei den Vorbereitungen für die Ausstellung „Der goldene Drache am seidenen Faden“ auf einem Gewand entdeckt wurde.
Das mythologische Tier, welches mit seinen kurzen Ohren und dem langen Schwanz eher einer Katze ähnelt, wird vor einem vollen Mond gezeigt und stampft in einem Mörser herum. „Er stampft das Elixier der Unsterblichkeit“, erklärt Textilexperte Walter Bruno Brix. „Die Geschichte dazu besagt, dass der Hase vom Mond herabstieg, um die Menschen, die von einer Pandemie befallen waren, zu heilen. Dafür verlangte er nur jedes Mal ein neues Gewand.“
Hase, Vollmond, Pandemie – wie sehr das Motiv in diese Wochen passt, verblüfft schon ein wenig. Seinen Ursprung hat der Mondhase in den Mondflecken – den dunklen Flächen, die auf dem Vollmond zu erkennen sind – und die wohl wie ein Hase aussehen.
Auch heute ist der Hase noch präsent in der chinesischen Mythologie und wichtiger Bestandteil des Mondfestes, welches im Frühherbst gefeiert wird. So fand er auch seinen Weg auf ein prachtvolles daoistisches Priestergewand aus dem Jahr 1803, das seit 1956 Teil der Sammlung des Textilmuseums ist. „Er prangt auf der rechten Schulter des riesigen Gewandes, einer Art Poncho, und zwar auf der Rückseite, da der Priester mit dem Gesicht zum Altar stand“, erklärt Brix.
Das Stück sei „extrem kostbar und von exorbitanter Qualität“, so der Experte, aus dünnster Seide gefertigt, mit vergoldetem Papier, welches um viele Fäden gelegt wurde, um diese zu vergolden. Ein Anhänger zeigt an, wann und von wem das Gewand hergestellt wurde – und auch wer es vor dem Textilmuseum besaß ist bekannt: Ein katholischer Priester hat es nach Krefeld verkauft. „Es gibt sogar ein Foto von ihm, wie er es zusammen mit einem japanischen Samurai-Hut trägt.“