Konzert Schönhausen-Chor: Ein außergewöhnliches Raum-Klang-Erlebnis

Krefeld · Das Café Ludwig im Mies-van-der-Rohe-Business-Park bot genügend Raum für einen Chor, dessen Sänger mindestens zwei Meter Abstand zueinander wahren müssen, und ein ebenfalls mit Abstand platziertes Publikum.

 Corona-Bedingungen: Schönhausen-Chor im Café Ludwig.

Corona-Bedingungen: Schönhausen-Chor im Café Ludwig.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Der Schönhausen-Chor Krefeld, gegründet 1957, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten unter der Leitung von Joachim Neugart nicht nur regional einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Nun sind sie auch mutige Vorreiter, in schwierigen Corona-Zeiten Konzerte zu organisieren. Die Aerosole, die beim Singen entstehen und sich im Raum verteilen, sind das größte Hindernis. Die Lösung: Das Café Ludwig im Mies-van-der-Rohe-Business-Park bietet genügend Raum für einen Chor, dessen Sänger mindestens zwei Meter Abstand zueinander wahren müssen, und ein ebenfalls mit Abstand platziertes Publikum.

„Music of Stillness“ war das musikalische Thema dieses Abends. Besungen wurde die Stille der Nacht, die Ruhe der Dunkelheit und die Reglosigkeit des Universums mit neuer Chormusik vornehmlich aus dem US-amerikanischen Raum. Elaine Hagenbergs (geboren 1979) „The Music of Stillness“ gab dem Konzert den gleichnamigen Titel. Ihr Chorklang versprühte Sinnlichkeit in einer vielschichtigen Harmonik, in einer abwechslungsreich konzipierten Dynamik und im hochdifferenzierten Gesang. Jedes Chormitglied war abstandsbedingt quasi Solist, und doch gelang ein ganzheitlicher Chorklang. Als Zuhörer war man akustisch umgeben von Gesang: ein außergewöhnliches Raum-Klang-Erlebnis.

„Ballade to the Moon“ von Daniel Eder (geboren 1986 in Jefferson, Georgia) gehört mit seiner komponierten „mondhellen Nacht“ und einer„Mitternachtsdunkelheit“ ebenso in die Musik der Stille wie Ola Gjeilos (geboren 1978 in Norwegen) Chorsätze „The Ground“ und „Luminous Night of the Soul“. Während das eine aus Texten der katholischen Liturgie mit dem Friedensruf „Dona nobis Pacem“ besteht, besingt der Chor in seinem zweiten Stück die „Nacht, liebenswerter als das Morgenrot“. Gjeilo schafft es mit sparsamen Mitteln, einem Streichquartett und Klavier als intrumentellem Unterbau, eine Klangmixtur mit dem hervorragend eingestellten Chor herzustellen, die geprägt ist von Emotionalität und Klangfülle, einem Sound, der wie Filmmusik klingt. Schwebende Melismen, mit Intensität und gleichbleibender Spannung gesungen, ergänzt vom Streichquartett Sonare Neuss (mit Iva Brockmann und Simon Spillner, Violine, Richard Weitz, Viola und Dorothee Matthes, Violoncello) prägten die Interpretation zusammen mit der Pianistin Mariko Sudo, die sich mit einem Solo-Auftritt, dem „Intermezzo A-Dur“ aus den Klavierstücken Op. 118 von Johannes Brahms musikalisch in die Thematik der nächtlichen Atmosphäre hervorragend einfügte.

Der Chor beeindruckte gesanglich mit einer Klangvielfalt vom wohlklingenden Pianissimo in Randall Thomsons „Choose Something like a Star“ bis zu kraftvoller Klangfülle in David C. Dickaus (geboren 1953) „If Music be the Food of Love“.

Experiment gelungen. Zwei Konzerte nacheinander mit ausverkauften Plätzen und einem Chor, der mit großartig ausgebildeter Stimmkunst unter dem souveränen Dirigat ihres musikalischen Leiters glänzte.

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