Krefelder dreht Kinofilm in Äthiopien: Abenteuer ohne Plan B

In Äthiopien hat der Krefelder Jan Philipp Weyl die Hälfte seines ersten Spielfilms fertig gedreht. Nun sucht er Geldgeber.

Krefeld. „Es gibt keinen Plan B“, sagt Jan Philipp Weyl. Der 26-jährige Krefelder ist entschlossen, das waghalsige Unternehmen durchzuziehen, an dem er seit fünf Jahren arbeitet. Ohne Filmförderung dreht er einen internationalen Spielfilm in abendfüllender Länge von 90 Minuten. Die Geschichte spielt in Äthiopien, das zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, und selbstverständlich wird auch dort gedreht.

68 Szenen beziehungsweise 40 Filmminuten sind im Kasten, doch jetzt brauchen Weyl und sein 37-köpfiges Team finanzielle Hilfe, um den Rest verwirklichen zu können. 200.000 Dollar (etwa 150 000 Euro) sind nötig, und die will sich Weyl mittels Crowdfunding beschaffen. Mit anderen Worten: Er sucht über eine Seite im Internet, die solche Vorhaben präsentiert, private Finanziers. Inzwischen hat er fast 9000 Dollar zusammen. Die Aktion läuft bis zum 14. Oktober.

„Emra & Dabo“ wird der Film heißen. Die Titelhelden sind zwei äthiopische Jungen. Sie sind zwölf, sie sind beste Freunde. Emra geht eines Tages in die Hauptstadt Addis Abeba, landet auf der Straße. Dabo bleibt in dem kleinen Dorf Ganda Abdi zurück, um dort sein Ziel zu verfolgen, Marathonläufer zu werden. Als junger Mann und erfolgreicher Sportler kommt auch Dabo nach Addis Abeba. Dort macht er sich auf die Suche nach dem verschollenen Emra — ein Film über Freundschaft und die großen Ziele im Leben.

Zwei Drehphasen in Äthiopien liegen hinter Weyl und seinem Team. Mit lächerlichen 18.000 Dollar hat man Lebensmittel, Unterkünfte und alles Weitere finanziert. Die Arbeit wurde nicht bezahlt. „Alle arbeiteten auf Rückstellung“, sagt Weyl. Die Filmausrüstung wurde teils unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Das Team setzt sich aus 17 Deutschen und 20 Äthiopiern zusammen.

2006 hat Weyl sein Abitur auf dem Moltke-Gymnasium gemacht. Schon als Schüler hat er sich für die Stiftung „Menschen für Menschen“ von Karlheinz Böhm eingesetzt. 2005 lud Böhm den Krefelder wegen seines großen Engagements nach Äthiopien ein. Die Eindrücke, die Weyl sammelte, lieferten die Basis für ein erstes Drehbuch-Expose.

Nach dem Abitur hat Weyl für Filmproduktionsfirmen gearbeitet, zum Schluss auch für Constantin in München, wo Weyl inzwischen seinen Wohnsitz hat. „Schon mit zwölf Jahren wollte ich Filmemacher werden“, sagt Weyl. Seit dem letzten Jahr hat er einen Studienplatz an der renommierten Münchener Hochschule für Fernsehen und Film.

„Cast on location“ ist das Prinzip, nachdem Weyl seine Darsteller ausgesucht hat. Alle Akteure sind Laien, die er vor Ort gefunden hat. Die beiden Kinder stammen wirklich aus dem Dorf Ganda Abdi, der Darsteller des erwachsenen Dabo ist erfolgreicher Marathonläufer.

Mit einem solchen Cast wirke der Film authentischer, sagt Weyl, der auch eigene Erfahrungen im Skript verarbeitet hat. Und selbstverständlich habe die Story einen universellen Charakter, könne überall auf der Welt die Kinogänger erreichen.

Der Rest-Etat von 200 000 Dollar nimmt sich in Relation zu Hollywood-Maßstäben bescheiden aus. Die Ansprüche Weyls an sein Projekt sind dennoch hoch. „Film entsteht aus dem Potenzial der Menschen, die daran arbeiten. Ein großes Budget garantiert noch keinen guten Film“, sagt er voller Überzeugung.

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