Orgelmusik Organist tauscht Dom gegen St. Dionysius

Krefeld · Rolf Müller spielt eigentlich auf der Klais-Orgel im Altenberger Dom, am Sonntag übernahm er den Orgelzyklus in Krefeld.

 Domorganist Rolf Müller an der Klais-Orgel in St. Dionysius.

Domorganist Rolf Müller an der Klais-Orgel in St. Dionysius.

Foto: Ja/Mark Mocnik

Der Internationale Orgelzyklus bewegte sich am Sonntag zwischen dem Bergischen Land und dem Niederrhein und für den gastierenden Organisten Rolf Müller war es ein halbes Heimspiel. Als Organist am Dom zu Altenberg spielt er auch auf einer Orgel aus der Werkstatt Klais Bonn. Doch bei kaum einem anderen Instrument dürften die Unterschiede zwischen den einzelnen Instrumenten so groß sein, da sie stets auf die Wünsche - und die finanziellen Möglichkeiten - der Auftraggeber und die Gegebenheiten des Raumes ausgerichtet werden.

Müller beginnt sein Programm in St. Dionysius mit dem Praeludium in g-Moll von Dietrich Buxtehude (1637-1707). Mit den gewählten Registern gestaltet er einen festlichen Auftakt. Für den Mittelteil wählt er weichere und leisere Klänge, bevor er dann wieder strahlend helle zu einer majestätischen Fülle anschwellen lässt.

Mit dem nächsten Komponisten Georg Muffat (1653-1704) bleibt er musikalisch im Barock. Dabei nutzt er die Gelegenheit, die barocke Disposition der Klais-Orgel zu präsentieren. Die Register, die er auswählt, erwecken den Eindruck eine kleinere Orgel zu hören und die Klangfarben erinnern manches Mal an historische Instrumente, die man sich in jener Zeit vorstellen kann.

So zum Beispiel ein näselnd Klingendes, das an ein Blasinstrument der Renaissance oder gar des Mittelalters erinnert. Auch das Spektrum von Flötenklängen, das Müller vorstellt, unterstreicht diesen Eindruck. Weitere Register zieht er bei Johann Sebastian Bach (1685-1750) und der Partita diverse sopra „O Gott, Du frommer Gott“. Das Kirchenlied ist Grundlage für eine Folge von Variationen, bei denen es sich natürlich anbietet, jeder Variation, jeder Strophe andere Klangfarben zu geben.

Da ertönen weiche Klänge, dann wieder hohe fast schon schrille, dann meint man, ein Flöten-Oboen-Duett zu hören, dann wiederum ein ganzes vielstimmiges Orchester und auch einmal schwebende, flirrende Klänge.

Mit den nachfolgenden Variationen über „Ein Haus voll Glorie schauet“ von Carl Sattler (1871-1938) kann Müller den klanglichen Spielraum auch in den romantischen Registern der Orgel ausschöpfen. Neue Nuancen zwischen leisen Klängen und vollem Orchestervolumen im Fortissimo sind zu erleben. Bei der Einführung und Passacaglia in d-Moll von Max Reger (1873-1916) scheint der Organist es darauf anzulegen, die Dionysiuskirche zum Beben zu bringen. Man beginnt langsam, sich dabei Gedanken um die Dezibel machen, denen sich ein Organist bei seiner Arbeit aussetzt, beziehungsweise die er selber produziert.

Die Sorge um das Gehör des Organisten setzt sich beim letzten Stück des Konzerts, der Toccata in b-Moll von Louis Vierne (1870-1937), fort. Es beginnt stürmisch, wächst an zu einem musikalischen Orkan zum Toben eines Unwetters. Oder soll das schon den Weltuntergang darstellen? Wie beruhigend, dass dieser gerade nur im Kirchenraum stattfindet und draußen schönstes friedliches Sommerwetter herrscht.

Das nächste Konzert des Internationalen Orgelzyklus wird sicher auch das gesamte Spektrum der Orgel präsentieren. Die Frankokanadierin Isabelle Demers, die schon mehrfach in Krefeld zu hören war und mit ihrer Virtuosität begeisterte, wird zu hören beziehungsweise auch zu erleben sein, wenn man einen Platz auf der Orgelempore ergattern kann.

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