Kindertheater Ein Klassiker - abgestaubt und mit viel Witz

Nach Jahrzehnten ohne Märchenaufführung zeigt das Kresch-Theater das Stück „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.

 Das Wunder eines Werdegangs: Der Prinz (Frank Kleineberg) hält die Hand der mittlerweile selbstbewussten Prinzessin (Kim Sophie Scheele).

Das Wunder eines Werdegangs: Der Prinz (Frank Kleineberg) hält die Hand der mittlerweile selbstbewussten Prinzessin (Kim Sophie Scheele).

Foto: Andreas Bischof

Jahrzehnte hat es keine Märchenaufführung mehr im Kresch-Theater gegeben – einige erinnern sich noch schwach an „Das tapfere Schneiderlein“ – und dann bringt Isolde Wabra direkt ein Sahnestück auf die Bühne: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ entführt die Kinder ab fünf Jahren im Publikum in eine Märchenwelt, in der Dinge passieren, die sie gut nachvollziehen können.

Die Regisseurin hat an ihren früheren Wirkungsstätten, der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz oder dem Staatstheater Karlsruhe, an einigen Märchenproduktionen mitgewirkt. Dieser Einfluss ist deutlich merkbar. Sie zeigt eine überlegte, kindgerechte und liebevolle Regie – beste Werbung fürs Theater. Die kleinen Besucher danken dem Ensemble mit Aufmerksamkeit und Ruhe bis zum Schluss der 70 Minuten.

Der Förderverein des Hauses schließt sich den schönen Ideen Wabras an: Zur Premierenfeier gibt es Haselnusstorte, Äpfel und einen viel größeren Weckmann als auf der Bühne. Dafür stehen die gleichen Kerzenleuchter wie im Märchen auf dem Tisch. Mit dem Schlussapplaus ist die Geschichte im Stadtkindertheater noch nicht zu Ende.

Das Märchen ist mit leichter Hand erzählt. Da gibt es die Gutsherrin, die Stiefmutter, mit ihrer raumfüllenden Figur, die gerne Befehle erteilt. Ihre Tochter Dorchen, die sich wütend und strampelnd auf die Erde wirft, weil sie nichts Passendes zum Anziehen findet.

Und da ist natürlich Aschenbrödel, die als graue verschüchterte Maus beginnt, die immer gehorcht, die aber auch andere vor der polternden Stiefmutter schützt. Sie wandelt sich im Laufe des Stücks in eine Prinzessin, die dem Prinzen selbstbewusst antwortet, der sie heiraten will: „Hast du mich schon gefragt?“ Die Geschichte habe die schönste Botschaft, findet Regisseurin Isolde Wabra: „Es geht um das Wunder eines Werdegangs“. Aschenbrödel entwickelt sich zu einer modernen Frau, die sich durchzusetzen weiß.

Es geht aber auch um Konflikte des Alltags: Die Geschwister streiten sich, ebenso Mutter und Töchter und der Prinz, der zunächst gar nicht König werden und heiraten will, möchte sich erst „die Hörner abstoßen“.

Eine Taube mit Höhenangst
und Feinstauballergie

Es gibt jedoch auch viel Spaß: Da ist die Taube Hansi, die „kein Wellensittich ist“, sondern Höhenangst und eine Feinstauballergie hat und „ab in den Süden“ will. Sie mag die „Erbsenzählerei“ gar nicht, „böh, das sind voll viele“, hilft Aschenbrödel aber dennoch, Erbsen und Linsen zu trennen. Die komische Stiefmutter lädt sich selbst zum Ball; und dann gibt es noch den Prinzen, der spontan zum Klatschen der Zuschauer rappt und das huldvolle Winken erlernt: „Winken, was die Ellenbeuge hergibt.“

Um seine Gunst schlagen sich Stiefschwester und Lieschen von der Burg Linn. Die seidene Robe für Aschenbrödel schwebt vom Bühnenhimmel herab und Madame Macron, die Frau des französischen Präsidenten, kommt vielleicht ohne ihr „Macrönchen“ zum Ball. Dann verliert Aschenbrödel ihren Schuh. Die Geschichte nimmt ihren Verlauf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort