Villa Merländer Generationswechsel im Förderverein Merländer geplant

Krefeld · Der Vorstand sucht Nachwuchs. Nach und nach sollen Aufgaben an jüngere Ehrenamtliche übertragen werden.

 Alle zwei Monate trifft sich der Vorstand in der Villa Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße.

Alle zwei Monate trifft sich der Vorstand in der Villa Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Sandra Franz empfindet es als beunruhigend, gar beängstigend, wenn sie darüber nachdenkt: Es gebe in der heutigen Gesellschaft immer mehr Tendenzen, die an den Holocaust erinnern, beobachtet sie. „Die Entwicklungen sind teilweise parallel zur damaligen Zeit“, sagt die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle. Für sie ist es daher ganz eindeutig an der Zeit, zu handeln: „Wir müssen ein Bewusstsein für die Gefahr der aktuellen Tendenzen schaffen und der Entwicklung vor allem konkret entgegenwirken.“ Damit so etwas wie der Nationalsozialismus nie wieder passiere.

Etwas bewegen kann Sandra Franz aber natürlich nicht allein, sondern nur dann, wenn sie genügend Mitstreiter hat. Und genau da beginnt ihre Sorge. Denn: „Im Förderverein haben wir ein Nachwuchsproblem“, sagt die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle.  Die meisten der Ehrenamtler, die sich dort engagieren, seien mittlerweile schon älter. Viele wollen ihre Aufgabe in den kommenden Jahren in jüngere Hände abgeben. Genau deshalb sucht der Verein nach neuen Ehrenamtlern.

Freiwillige können
sich vielfältig einbringen

Von der Planung von Veranstaltungen über Öffentlichkeitsarbeit und Gestaltung der Mitgliederzeitung „Merländer Brief“ bis hin zur Vereinsbuchhaltung sind die Aufgaben vielfältig. Klar, wer sich um die Buchhaltung  kümmert, sollte ein wenig kaufmännisches Grundwissen mitbringen. Ansonsten sei aber kein großes Vorwissen nötig.

„Wir freuen uns über jedes Talent, das Menschen mit einbringen möchten“, sagt Sandra Franz.  Mitbringen sollten Interessierte aber grundsätzlich ein gesellschaftspolitisches Interesse, ergänzt Gabriele König, seit Monatsbeginn neue Leiterin des Kulturbüros in der Villa Merländer. Ein Interesse daran, auch nach dem Tod der letzten Zeitzeugen die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus lebendig zu halten.

Annemarie Vössing und Götz Waninger haben ein solches Interesse. Die Eheleute engagieren sich beide seit vielen Jahren im Vorstand des Fördervereins Merländer. Waninger (78) kümmert sich in erster Linie um den zweimal im Jahr erscheinenden „Merländer Brief“, die gelernte Buchhalterin Annemarie Vössing betreut die Finanzen des Vereins. „Hier kann ich mit dem, was ich kann, etwas unterstützen, das unterstützenswert ist“, erklärt die 70-Jährige ihre Beweggründe. Als Tochter von Flüchtlingen liege ihr das Thema besonders am Herzen.

So wichtig den Eheleuten ihr Engagement ist, auch sie denken darüber nach, ihre Aufgaben demnächst an jüngere Nachfolger abzugeben. „Deshalb hoffen wir sehr, dass sich jemand findet“, sagt Götz Waninger. Noch seien er und seine Frau so fit, dass ein Übergang langsam Schritt für Schritt passieren könne und die Ämter nicht ad hoc neu besetzt werden müssen.

In den vergangenen Monaten seien die ersten jungen Menschen von sich aus auf sie zugekommen, um die Arbeit der NS-Dokumentationsstelle und deren Förderverein zu unterstützen, berichtet Sandra Franz. Ann-Kathrin Roschek, Ende 20, kümmert sich mit um die Gestaltung der Homepage, der etwa gleichaltrige Politikwissenschaftler Finn-Lukas van Erp bietet Führungen an. Die Arbeit der Dokumentationsstelle sei die wirksamste Stellschraube, um der „braunen Renaissance“ entgegenzuwirken, sagt van Erp.

Leiterin Sandra Franz hofft nun, dass sich noch weitere junge Menschen finden, die so denken und mit anpacken möchten.

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