Krefeld als Zentrum der Medienkunst

Der international bedeutsame Nam June Paik Award wird am Sonntag im Haus Lange verliehen. Nominiert sind vier Künstler.

Krefeld als Zentrum der Medienkunst
Foto: DJ

Krefeld. Wenn am Sonntag im Haus Lange der Preisträger des Nam June Paik Awards 2014 bekanntgegeben wird, liegt eine schwere Entscheidung hinter der Jury. Sehr spannende, sehr unterschiedliche Positionen sind in der Mies-Villa ausgestellt. Erstmals in der Geschichte des Preises haben die Künstler ihre Arbeiten speziell für den Ausstellungsort ausgewählt. Der Medienkunstpreis wird seit 2002 von der Kunststiftung NRW verliehen, er ist mit 25 000 Euro dotiert.

Als „besonderes Ereignis“ bezeichnet Museumschef Martin Hentschel die Tatsache, dass die Preisverleihung erstmals in Krefeld stattfindet. Seine Stellvertreterin Sylvia Martin hat die Ausstellung in enger Zusammenarbeit mit der Kunststiftung kuratiert. Heute geht die Jury gemeinsam mit den Künstlern durch die Schau, um nach einem direkten Austausch mit allen Beteiligten ihre Entscheidung fällen zu können.

An ein klassisches monochromes Gemälde erinnert das leuchtend rote Werk des US-Amerikaners Cory Arcangel. Es wurde mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop erstellt und dann aufwendig produziert. Tief in der Medienwelt verhaftet, spielt der Künstler mit der Vermarktung von kulturellen Werten. So können Besucher an einem Schallplattenspieler in ein Album mit elektronischen Piano-Kompositionen hineinhören. Auch seine wie Kunstwerke präsentierten Zeitschriften und eine iPhone-Hülle macht Archangel zur leicht konsumierbaren Ware.

Eine alte bretonische Sage um die Stadt Ys und deutliche Kritik an der Zerstörung der Natur übt die französische Künstlerin Camille Henrot. Dafür verarbeitet sie ganz unterschiedliche Materialien — Holz, Eisen und Papier —, die sie mit medialen Bildern verbindet. Es entstehen sehr skulptural geprägte Installationen, bei denen sich archaische und moderne Elemente verzahnen.

Das Internet ist eine Fundgrube für das englische Künstlerpaar Jon Thomson und Alison Craighead. Die Videoinstallation „Belief“ zeigt Menschen, die weltweit ihre religiösen Bekenntnisse verkünden. Ein stilisierter Kompass am Boden zeigt Schauplätze und Entfernungen an, eine Art Weltkarte entsteht. An anderer Stelle kann der Besucher nach dem Karaoke-Prinzip selbst zum Akteur werden. Statt Songtexten erscheinen jedoch Fragmente von Spam-Mails und literarische Texte.

Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Kulturen sind Thema für den in Berlin lebenden Künstler Ulf Amende. „Urban Tai Chi“ zeigt anonym aufgenommene Menschen am Rand der Gesellschaft. Bilder, mit denen man auf der Straße täglich konfrontiert ist, die einem im musealen Kontext mit neuer Wucht begegnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort