Konzert: Vergessenes Meisterwerk bei Kerzenschein

Bei einem stimmungsvollen Konzert in der Kirche St. Anna erklang zum zweiten Advent der „Messias“ – nicht von Händel, sondern von Andreas Romberg.

Krefeld. Mit vielen Kerzen ist die Kirche in stimmungsvolles Licht getaucht: Die Kirchenmusiker von St. Anna führen hier zum zweiten Advent ein fast unbekanntes Meisterwerk auf: "Der Messias", eine dreiteilige Kantate für Soli, Chor und Orchester, die der Komponist und Violinvirtuose Andreas Romberg Ende des 18. Jahrhunderts geschrieben hat. Das Werk wurde zu Ostern 1793 in der Bonner Hofkapelle uraufgeführt und ist im Gegensatz zu Händels gleichnamigem Oratorium ziemlich in Vergessenheit geraten.

Dass es sich bei Rombergs Komposition um ein musikalisch anspruchsvolles wie klangvolles Werk handelt, stellt Kirchenmusiker Norbert Jachtmann mit seinem Ensemble eindrucksvoll unter Beweis. Inhaltlich geht es um die ersten Menschen Adam und Eva, sie haben die Erbsünde auf sich geladen. Als Messias kommt Christus auf die Welt, um sie durch sein Leiden zu erlösen.

Romberg vertonte Texte von Friedrich Gottlieb Klopstock, der über den Messias ein umfangreiches Epos geschrieben hat. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Figur des Eloa, der als Führer der Engel vorgestellt wird. Im dritten Teil preist er in zwei ausgedehnten Arien die Erlösung durch den Messias. Mit seinem hellen Tenor verleiht Christian Aretz dieser Rolle besonderen Ausdruck.

Zuvor beeindrucken im fast durchkomponierten Mittelteil Steffen Neutze (Bass) und Ute Steinhauer (Sopran) als Adam und Eva in lebendigen Duett. Meist kurze, prägnante Passagen übernimmt der Chor, gebildet aus Kirchenchor und Vokalensemble von St. Anna sowie Krefelder Männer- und Frauenchor. An manchen Stellen wäre bessere Textverständlichkeit wünschenswert gewesen. Unter Jachtmanns Gesamtleitung lässt das Rheinische Oratorienorchester die spätbarocke Musik abwechslungsreich erklingen. Viel Applaus.

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