Konzert: Mit Schmerz und Lebensfreude

Virtuos meisterte der Audienda-Chor die Gratwanderung zwischen Tragik und Fröhlichkeit, Mittelalter und Moderne.

Krefeld. Die Fastenzeit hat begonnen und damit die Zeit der Passionskonzerte. Am Sonntag spielten der Audienda-Chor und Solisten in der Alten Kirche Josef Gabriel Rheinbergers "Stabat Mater" und stellten das Stück in einen interessanten Kontrast zu einem zeitgenössischen Werk von Dobrogosz.

Von Organist Andreas Cavelius und vom Artland Streicher Quartett begleitet singt der rund 50-köpfige gemischte Chor die Strophen auf eine Weise, dass man deren tragischen Inhalt, die Kreuzigung und den Todeskampf Christi, regelrecht nachempfinden kann. Der Liechtensteiner Rheinberger, wohl bedeutendster katholischer Kirchenmusiker des 19. Jahrhunderts, hat das mittelalterliche Passionsgedicht als so meditatives wie sakral wirkendes Werk vertont. Es beeindruckt durch seine Schlichtheit.

Unter Leitung des aus der Ukraine stammenden Pavel Brochin trifft der Audienda-Chor, bei dem die Grenzen zwischen anspruchsvollem Laienchor und professionellem Niveau kaum auszumachen sind, genau den Ton. Er vermittelt den vielen Zuhörern den Schmerz der Gottesmutter um den Gekreuzigten.

Einen anderen Anspruch hat der 52-jährige US-Komponist Steve Dobrogosz. Weniger die ungeschminkte Vermittlung der biblischen Geschichte als vielmehr das Wecken von Emotionen durch Musik sind sein Anliegen in dem Werk "Mass" (Messe). Der Chor zeigt sich von einer ganz anderen Seite, singt gut aufgelegt, befreit, ja fröhlich die Sequenzen aus der katholischen Messe.

In dem 1992 entstandenen Werk hat Dobrogosz Elemente von Klassik, Pop und Jazz verarbeitet. Die Texte sind der lateinischen Liturgie entnommen.

Als Verbindung zwischen den beiden Chorwerken gibt es Stücke von Sergej Rachmaninow und Samuel Barber zu hören. Das Adagio aus Barbers Streichquartett op. 11 hat Karriere gemacht bis in die aktuelle Pop-Musik, und auch bei Rachmaninows älterem Streichquartett Nr. 1 bedienen sich Jazz-Musiker bis heute.

Besser als das Artland Quartett um Elena Sigal hätte die Stücke wohl keiner interpretieren können, sehen sich die Musiker doch dem abwechslungsreichen Genremix aus Klassik, Jazz, Salonmusik und Pop verpflichtet.

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