Konzert: Die Zauberflöte mal anders

Das Weimarer Bläserquintett präsentierte Musik aus zweieinhalb Jahrhunderten.

Konzert: Die Zauberflöte mal anders
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Ouvertüre zu Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ machte beim Serenadenkonzert am Freitagabend im Rittersaal der Burg Linn den Anfang. In seiner Moderation erklärte der Klarinettist Sebastian Lambertz, dass diese Musik von Mozart so komprimiert sei und das Wesentliche auf den Punkt brächte, dass man sie gut auf die fünf Stimmen eines Bläserquintetts zusammenfassen könne. Diese Klarheit des „statistisch gesehen meist gespielten Werks der Klassik“ — so Lambertz — arbeiteten die fünf in ihrer Interpretation deutlich heraus. Trotzdem blieb es etwas befremdlich, die vertrauten Themen in fremdem Klang zu hören.

Zum zweiten Mal gestaltete das Weimarer Bläserquintett die Serenade auf Burg Linn. Tomo Jäckle (Flöte), Frederike Timmermann (Oboe), Sebastian Lambertz (Klarinette), Stephan Schottstädt (Horn) und Jacob Karwath (Fagott) präsentierten Musik aus rund zweieinhalb Jahrhunderten, von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Jahr 1974.

Dabei ist die Literatur für diese Kombination von Blasinstrumenten keinesfalls so üppig, so dass die fünf jungen Musiker auch auf Arrangements von Werken für andere Instrumente zurückgreifen mussten. In die zeitgenössische Musik, die auch noch die Avantgarde der Alten und der Neuen Welt vereinte, führte das Bläserquintett des Amerikaners Elliot Carter (1908 - 2012). Ein Hauch Jazz durfte in dem Werk von 1974 nicht fehlen.

Ein großer Sprung zurück in der Musikgeschichte brachte das Publikum in die höfische Gesellschaft, für die Joseph Haydn — natürlich noch nicht als Bläserquintett — sein Divertimento in B-Dur geschrieben hat. In der Bearbeitung von Harold Perry bot das Weimarer Bläserquintett eine spritzige wie feine elegante Leichtigkeit. Nach der Pause ging es im Kontrastprogramm weiter mit dem Bläserquintett op. 10 von Pavel Haas (1899-1944) aus dem Jahr 1935. Haas, der als der bedeutendste Schüler von Leos Janacek gilt, gehört mit zu den sogenannten „Theresienstadt-Komponisten“, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden und deren Werke seit den 90er-Jahren wieder in den Fokus der Musikwissenschaft rücken. Elemente jüdischer Musik sind in dem Bläserquintett — allen voran in der Stimme der Klarinette — unverkennbar.

Einen virtuosen Auftritt boten die fünf mit ihrem letzten Programmpunkt: „Der Urvater des klassischen Bläserquintetts“ Anton Reicha (1770-1836). Den meisterte das homogen erscheinende Ensemble locker mit großer Spielfreude. Einzelne Bravorufe entlockten dem Quintett noch einen Tango.

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