Premiere Klangcollage zum Bauhaus-Jahr

Mit einem heimwerkerischen Konzert startet das Tam in Fischeln in die neue Saison.

Premiere: Klangcollage zum Bauhaus-Jahr
Foto: Strücken, Lothar (sl48)

Krefeld. Von Klaus M. Schmidt

Das 100-jährige Jubiläum der Kunstschule Bauhaus wird sich 2019 auch in Krefeld in vielen Veranstaltungen niederschlagen, nicht zuletzt wegen der hier existierenden Bauten des Bauhaus-Protagonisten Ludwig Mies van der Rohe. Das Theater am Marienplatz (Tam) liefert dazu jetzt einen ironischen Prolog. Unter dem Motto „Auch wir wappnen uns für das Bauhausjubiläum“ wird im September die Eigenproduktion „Bauhaus“ gezeigt, eine „Klangcollage“.

Neben der Kunstschule Bauhaus gibt es ja auch die Baumarktkette Bauhaus. Letztere wurde allerdings erst 1960 gegründet. Allerlei Gerätschaften aus dem Baumarkt konnte man jetzt bei der Premiere im Tam bestaunen. Das vierköpfige Ensemble — neben Tam-Hausherr Pit Therre sind das Gereon Bründt, Stefan Hölker und Björn Kiehne — entlockt den Werkzeugen und Materialien Klänge und Geräusche, der Umgang mit diesen als Musik ist weder musikgeschichtlich noch für das Tam-Ensemble ein Novum.

Sachlichkeit und Funktionalität können als Kennzeichen des Bauhaus-Stils bezeichnet werden. Findet man derlei in der Aufführung des Tam? Ernst sitzen die vier Akteure an Tischen, auf diesen und um diese herum ihre „Instrumente“. Die ursprüngliche Funktion von Akkuschrauber, Bandmaß, Jalousien und Weiterem spielt natürlich keine Rolle mehr. Alles ist nur noch Geräuschquelle.

Die derart umgewidmeten Gegenstände werden aber getreu des Konzepts dann doch funktional eingesetzt. Der Zusammenhang mit dem Bauhaus-Jubiläum bleibt aber ironische oder auch nur komische Behauptung. Das Tam, das in der Nische des avantgardistischen Musik- und Sprechtheaters von unstrittiger Bedeutung ist, müsste sich ja auch gar nicht einreihen in die anstehenden Bauhaus-Feiern. Die künstlerische Moderne ist hier jederzeit zu Hause, jenseits aller denkbaren Jubiläen.

Deswegen muss sich das Tam-Ensemble gefallen lassen, dass man seine Performance an den Maßstäben misst, die es selbst mit seinen zahlreichen Aufführungen vorgegeben hat. Für häufige Tam-Besucher enthält das Stück einfach zu viele akustische Déjà-vus. Der perkussive Einsatz von Maurerkellen etwa erzeugt dann doch nur metallische Geräusche, und auch der sonore Klang eines Ölfasses mag nicht mehr überraschen.

Im Zusammenspiel der Akteure vermisst man zudem den effektiven Einsatz von Pausen, irgendeiner ist immer mit irgendeinem Geräusch beschäftigt. So darf man unterstellen, dass sich das Ensemble zu sehr auf seine Routine in Sachen Geräuschmusik verlassen hat, anstatt den Ablauf strenger festzulegen.

Tam-Neulingen sei die Aufführung trotzdem empfohlen. Wer Musik abseits von Konventionen erleben will, der ist hier richtig.

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