Keine Spur von Effekthascherei

Roland A.O. Köhler zeigt ab Sonntag seine Fotos aus Afghanistan.

Krefeld. Nichts wäre leichter als Effekthascherei. Bei seinen Reisen durch Afghanistan könnte Roland A.O. Köhler Elend und Gewalt drastisch einfangen. Er könnte amputierte Gliedmaße zeigen, die erst auf dem Müll landen und dann von Straßenkötern durch die Gegend getragen werden.

Doch der Blick des Fotografen, der regelmäßig mit der Bundeswehr in Krisengebiete reisen darf (wir berichteten), ist nüchtern. Köhler dokumentiert den Alltag der Soldaten und der Zivilbevölkerung. Erst auf den zweiten Blick werden in seinen Bildern Brüche sichtbar, die irritieren. Vier alte afghanische Männer hocken vor einer Wand, über ihren Köpfen hängt ein Plakat mit westlich gekleideten Kindern vor Computerbildschirmen. Sandsäcke sind zu einem Wall gestapelt, dahinter werden eine Satellitenschüssel und die Spitze eines Weihnachtsbaums sichtbar.

Besonders eindrucksvoll sind die 64 kleinen Abzüge in vier Vitrinen: Sie zeigen Impressionen aus einem Feldlazarett und Alltagsszenen aus dem Straßenbild. Hier entsteht eine thematische Ordnung und inhaltliche Konzentration, die den recht chaotisch gehängten größeren Formaten an der Wand fehlt. Arbeiten wie diese schreien nach Einordnung und Erläuterung, doch dieser Kontext fehlt. Die Bilder werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten, doch vielleicht liegt genau darin ihre Qualität.

Befremdlich wirkt das im Eingangsbereich aufgehängte Tarnnetz: Es drückt eine Faszination für das Militärische aus, obwohl die Fotos jede Glorifizierung vermeiden. Köhler ist stolz darauf, eine Brücke zwischen Bundeswehr und Kunstwelt zu schlagen. Das gelingt - zur Eröffnung hat sich Bundeswehr-TV angesagt.

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