Kawai Konzert: Virtuose aber kühle Pianistin

Japanerin Rieko Nezu spielte unter anderem Werke von Haydn, Chopin, Beethoven und Debussy.

Krefeld. Ein Spektrum des musikalischen Klavierklangs durch die Jahrhunderte versprach das Programm des Kawai Klavierabends der japanischen Pianistin Rieko Nezu. Und doch, so schien es, blieb die Pianistin in einer Interpretationsauffassung, die eher völlig dem Virtuositätsprinzip des 19. Jahrhunderts verhaftet blieb.

Nezu begann mit dem selten gehörten Präludium und Fuge Cis-Dur von J. S. Bach. Gleich zu Beginn schien es, als wolle sie das Präludium des Barock in die romantische pedalverknüpfte Klangwelt übertragen. Deutlich akzentuiert dann auch die Fuge, jedoch weniger auf die Durchsichtigkeit der Struktur bezogen.

Die "Sonate As-Dur" von Joseph Haydn enthielt eine Fülle perlender Läufe, gespielt in außerordentlichem Tempo, kaum angehalten durch das Adagio des zweiten Satzes verlor sich die Interpretation wieder in einem kühlen, technisch gedachten Spiel. So auch bei Beethovens Sonate B-Dur op. 22. Die melodischen Teile wurden nicht aus der Empfindung heraus verknüpft, dynamische Wechsel geschahen weniger aus einer inneren Notwendigkeit heraus.

Nach der Pause erklangen Werke des 19. Jahrhunderts, zunächst das Nottune c-moll, op. 48,1 von Frédéric Chopin. Die Pianistin spielte kraftvoll, vital und akzentuiert, und doch, die Einfühlsamkeit in das Stück blieb nur vage hörbar.

Deutlich spannender dann die "Images II" - Cloches a travers les feuilles und Poissons d’or von Claude Debussy. Hier schwirrten die Laufe wie jene Glockenklänge, die sich der Komponist vorstellte, durch die Blätter, leise, verhalten, irisierend. Dazu gelang es der Pianistin, einen Klang zu entwickeln, der den impressionistischen Vorstellungen von Klängen in der Natur nahe kam.

Zuletzt die "Variationen über ein polnisches Volkslied" von Karol Szymanowski. Die gestaltende Kraft der Pianistin konzentrierte sich auch hier auf die ungemein virtuosen Passagen des Stückes, in dem der Komponist die Einfachheit des Liedes in vielfältige Gewänder hüllt. Rieko Nezu kostete die Vielfalt aus, blieb aber auch hier recht kühl in der Gestaltung. Ihre Virtuosität erfreute die Zuhörer und die Pianistin zeigte in den beiden Zugaben ihre eigentliche Liebe, die perlende Leichtigkeit und verhaltene Melancholie Chopins.

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