Kammerkonzert: Ein Schlüssel zur zeitgenössischen Musik

Die Niederrheinischen Sinfoniker stellen Werke von Stefan Heucke vor.

Krefeld. Autobiographisches zog sich wie ein Leitmotiv durch das 1. Kammerkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker. Musikalisch umgesetzte Lebenserinnerungen bestimmten die Matinee im Theaterfoyer.

Den Anlass dazu gab Stefan Heucke, der in dieser Konzertsaison als "Composer in Residence" in Krefeld aktiv ist. So war es ein großer Gewinn für das Publikum, das leider nur in "Kammerbesetzung" erschienen war, dass der Komponist selber in einem lockeren Gespräch mit dem Violaspieler Richard Weitz sein II.Streichquartett op. 51 anmoderierte, das vom Vitus Quartett und Bläsern der Sinfoniker gespielt werden sollte.

Den Auftrag zu diesem Stück hatte Stefan Heucke 2006 vom NRW-Kultursekretariat Gütersloh erhalten. Das zu komponierende Streichquartett musste zu zwei autobiographischen Werken von Leo Janácek und Friedrich Smetana passen.

So hatte man beim Programm für das 1.Kammerkonzert mit Leo Janáceks "Mládi" - eine Suite für Bläsersextett - die musikalischen Kindheitserinnerungen als Einleitung gewählt. Die Notizen aus dem Leben von Stefan Heucke beginnen mit einer guten Kindheit und Jugend: "Ich bin ein Sonntagskind" und entsprechend heiter und fröhlich springen Kinder durch die Welt. Man sieht sie förmlich bei den Pizzicato-Passagen herumhüpfen, kann musikalisch ihr Spiel verfolgen.

Im zweiten Satz, überschrieben mit "Zart bewegt - So schnell wie irgend möglich - Tempo I", hat Stefan Heucke seiner ersten Liebe ein musikalisches Denkmal gesetzt. Wie eine Serenade fängt der Satz an, der weitergeführt wird durch das Gesäusel zweier Liebender, einer Art Kanon, den die beiden Geigen überzeugend darstellen.

Doch dann kommt ein Einbruch, "mit 24 Jahren bin ich ernsthaft krank geworden". Vorbei ist das Liebesgeflüster, Turbulenzen, ein Kampf, die Töne jagen einander, so schnell wie möglich. Aus diesem Tief kommen der Komponist und die Musik wieder heraus.

Und nach einer langen Entwicklung, nach einem dritten Satz "Fuge - Im Tempo des Anfangs" kann sich Stefan Heucke wieder als ein gesundes und gereiftes Sonntagskind fühlen.

Der Komponist ist begeistert über die Umsetzung durch das Vitus Quartett. "Wunderbar, ganz, ganz großartig!" lobt er überschwänglich, "vor allem haben sie das ohne Proben mit mir erarbeitet - und das Stück ist ein dicker Brocken!"

Damit nicht nur die Musiker, sondern auch das Publikum seine Kompositionen verstehen, gibt Stefan Haucke ihm - wenn möglich - selber "einen Schlüssel in die Hand". Das sollte ermutigen, sich dieser zeitgenössischen Musik einmal zu nähern, die "gar nicht so sperrig klingt".

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