Musik : Junge Talente spielen im Seidencarré auf
Die zwölfjährige Laetitia Hahn und ihr Bruder, der achtjährige Philip, beweisen beim Klavierkonzert ihr Können.
Krefeld. Im langen roten Kleid mit Glitzersteinen steht Laetitia Hahn vor dem Flügel und nimmt das Publikum gleich mit auf eine Reise. Sie hat sich nicht nur auf ihre Rolle als Pianistin an diesem Abend im Seidencarré vorbereitet, sondern auch als Reiseleiterin durch die Musikgeschichte. Sie beginnt im Barock, denn das erste Stück, das sie vortragen wird, ist die Französische Suite Nr. 6 in E-Dur (BWV 817) von Johann Sebastian Bach.
Sie erläutert, dass eine Suite eine Folge von Adels- und Bauerntänzen aus verschiedenen Ländern Europas ist. In ihrer kindlich-forschen Interpretation geraten sie alle sehr schnell — im Ernstfall untanzbar, vor allem das Menuet scheint bei ihr die Tempobezeichnung Presto zu haben. Der höfische Tanz wird hier kaum hörbar. Schließlich muss man von einer Zwölfjährigen nicht den Umgang mit den Tempi wie von einem „alten Hasen“ erwarten.
Aber trotz allgemein hohem Tempo gelingt es ihr, den Tänzen unterschiedliche Charaktere zu geben. Bei ihrer Interpretation der Grande Sonate „Pathétique“ in c-Moll von Ludwig van Beethoven zeigt sie deutlicher, zu welcher Ausdrucksvielfalt sie bereits in der Lage ist. Doch der perfekte Umgang mit Anschlag und Lautstärke weist im Adagio cantabile so manche Lücke auf.