JÜDISCHE KULTURTAGE Die hohe Kunst der Leichtigkeit

Krefeld · Omer Klein kam mit seinem Trio zu den Jüdischen Kulturtagen und begeisterte das Publikum mit seiner Liebe zur Musik.

 Omer Klein stellt sein Können in den Dienst der Musik – mit einer Leichtigkeit, die nur Virtuosen gegeben ist.

Omer Klein stellt sein Können in den Dienst der Musik – mit einer Leichtigkeit, die nur Virtuosen gegeben ist.

Foto: Mark Mocnik

Der aus Israel stammende Pianist Omer Klein war wieder einmal in Krefeld. Dieses Mal kam er auf Einladung des Jazzklubs Krefeld (JKK) und der Jüdischen Gemeinde im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Rhein Ruhr 2019 ins Jüdische Gemeindezentrum an der Wiedstraße. Dort ist er in den vergangenen Jahren schon zweimal als Solist aufgetreten. Dieses Mal brachte er die Kollegen seines Trios mit, um das gemeinsame aktuelle Album „Radio Mediteran“ vorzustellen. Der Saal war gut gefüllt, und das Publikum erlebte ein Jazzkonzert, das sich von vielen Konzerten des Jazzklubs in letzter Zeit deutlich unterschied.

Omer Klein ist in Israel aufgewachsen, hat aber auch in Amerika studiert und sich in der New Yorker Szene einen guten Ruf erspielt. Klein lebte eine Zeitlang in Düsseldorf, wohnt nun in Frankfurt und ist mit seinem Trio international unterwegs.

Das Programm des JKK ist überwiegend an der deutschen Jazzszene ausgerichtet. Die geschickte Auswahl ermöglicht es den Fans ziemlich gut, aktuelle Tendenzen nachvollziehen zu können.

Eine dieser Tendenzen lässt sich so skizzieren: Viele deutsche Bands versuchen derzeit, vor allem selbst entwickeltes Material durch Integration von Elementen der Neuen Musik mit Spielmöglichkeiten zu erweitern, die nicht selbstverständlich zum Jazz gehören. Verbunden wird damit oft der Anspruch unverwechselbarer Originalität.

Das grundlegende musikalische Verständnis von Omer Klein und sein Verhältnis zum Material scheint grundsätzlich anders zu sein. Das wurde jetzt spätestens bei der letzten Zugabe seines Konzerts deutlich. Da spielte er solo ein Stück des brasilianischen Musikers Antonio Carlos Jobim. Er spielte es wie einen Standard, beließ das Thema weitgehend in seinem Originalzustand und improvisierte sehr inspiriert darüber. Kurz: Er agierte als Interpret, der sein Können in den Dienst der Musik stellt.

Natürlich hat Klein alle Kompositionen seiner aktuellen CD selbst komponiert, aber auch hier ist sein Vorgehen weniger primär auf Originalität bedacht. Vielmehr beweist er sich hier als ein Sammler von Material, wie er es rund um das Mittelmeer gefunden hat. Arabische Tonleitern mit ihren speziellen Halbtonschritten tauchen immer wieder auf, folkloristische Themen auch aus dem Balkan, immer wieder neue rhythmische Einfälle, die aus scheinbar simplen Vier-Viertel-Takten lebendig schillernde Grooves machen.

Sein Verständnis ist auch hier das eines Interpreten, seine Kunst, aber auch die seiner Mitstreiter Haggai Cohen-Milo am Bass und Amir Bresler am Schlagzeug, ist, all die scheinbar kleinen Melodien und Melodiekürzel mit hervorragendem handwerklichen Können zum Leuchten zu bringen.

Mit seinen trotz enger Verzahnung luftigen Arrangements und zwingenden Improvisationen, die sowohl melodisch als auch rhythmisch mitreißende Wirkung entfesselten, begeisterte das Omer Klein Trio sein Publikum, das sich zwei Zugaben erklatschte.

Man kann den Fehler begehen, Musik, die spielerisch daherkommt, als leichtgewichtig abzutun. Bei Omer Klein und seinem Trio dominiert jedoch die Leichtigkeit, die nur Virtuosen gegeben ist. Nämlich jene, die erst durch höchst bewussten und auch uneitlen Umgang mit den eigenen Mitteln zustande kommt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort