Jazzkeller: Jazz statt Fußball - Band spielt unentschieden

Wer statt Länderspiel die Band Paragon gesehen hat, erlebte immerhin keine Niederlage.

Krefeld. Kurzfristig hatte der Jazzklub die deutsch-englische Band Paragon zu einem Gastspiel gebeten - zu kurzfristig offenbar. Viele Jazzfans wollten vielleicht lieber der Fußballnationalmannschaft bei ihrem 0:1 gegen Argentinien zuschauen.

Rund 30 Aufrechte im Jazzkeller erlebten dafür mit dem Quartett um den Berliner Saxofonisten Peter Ehwald keine Niederlage, eher ein Unentschieden zwischen zeitgenössischer Moderne und Tradition.

Ehwald hat unter anderem bei dem hier recht beliebten Claudius Valk studiert. Im Sound klingt das manchmal durch, vor allem beim Tenorsaxofon. Man möchte Ehwald aber mehr Mut zu expressiverem Spiel wünschen.

Seine Kompositionen sind eine Mischung aus Neo-Bop und New Jazz, wie sie in den 80er Jahren als Antwort auf die bis dahin dominante Fusionmusik verstärkt ins Blickfeld rückte.

Überdurchschnittlich oft nutzt Ehwald feste Akkordschemata als Grundlage für die Improvisationen. Diese Formstrenge lockert er aber durch komplexere Gliederungen als üblich wieder auf.

Als Solist weiß neben ihm der Londoner Arthur Lea am Klavier zu gefallen, dem es trotz eher traditioneller Spielweise gelingt, seine Soli mit starker Off-Beat-Orientierung schön in der Schwebe zu halten.

Kontrabassist Mathias Nowak aus Köln hat in den oft mittleren, meist schnelleren Tempi zwar viel zu tun, erledigt seinen Job aber so souverän wie unauffällig.

Am Londoner Schlagzeuger Jon Scott fällt vielleicht am meisten auf, dass die Band nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist. Bei vielen Jazzkonzerten in letzter Zeit erlebte man Drummer, die einen recht jungen, sehr perkussiven Crossover-Stil zwischen Drum’n’ Bass und Fusion vorführten. Bei Scott sind im Gegensatz dazu die Beckenlinien dominant.

50 Jahre Jazzkeller vor zwei Jahren und 30 Jahre Jazzklub im vergangenen Jahr - diese beiden Jubiläen brachten jede Menge Spitzenformationen in den Jazzkeller. Mit Paragon gab’s jetzt einfach mal wieder "nur" eine gute Band. Nicht herausragend, trotzdem hörenswert.

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