Jazzkeller: Alle Grenzen eingerissen

Das Enfant terrible Marc Ducret verlangt seinem Publikum eine ganze Menge ab.

Krefeld. Als der deutsche Saxofonist Christof Lauer 1999 im Jazzkeller gastierte, brachte er einen E-Gitarristen mit, der damals schon als Enfant terrible auffiel. Marc Ducret hieß der Alleskönner, der in Lauers Band mit stupender Technik alle Stilgrenzen einriss. Jetzt kam der Franzose mit eigener Band und höchst eigenwilliger Musik wieder nach Krefeld.

Mit Altsaxofonist Tim Berne, der bereits 1989 im Jazzkeller spielte, brachte Ducret einen Musiker mit, der in der vergangenen Jahrzehnten ebenfalls eine führende Rolle im Grenzbereich zwischen freier Improvisation und Neuer Musik spielt. Dominique Pifarély an der Violine und Tom Rainey am Schlagzeug komplettieren die Band, die ihren Zuhörern viel Konzentration abverlangt.

Von Ducret stammen die Kompositionen, und paradoxerweise ist in seinen Stücken vieles notiert. Paradox ist das, weil er mit Polytonalität an der Grenze zur Atonalität, teils freier Metrik und Collagetechnik in den Arrangements den Gestus der freien Improvisation quasi vorschreibt.

Dann wird aber auch improvisiert, das Material zum Teil minimalistisch variiert, indem durch Akzentverschiebungen in eigentlich herkömmlichen Metren komplexe Wiederholungsschleifen entstehen. Berne geht auf Konfrontationskurs, indem er etwa getragene Linien über hektische Achtel der Band setzt.

Manchmal war die Musik sehr laut, was oft an Rainey lag. Man kann ja unter das eigenwillig verschachtelte Stimmengeflecht der Kollegen auch mal einen knackigen Rockbeat setzen. Zwischen lyrischen kammermusikalischen Momenten und kaum zu ertragenden Fortissimo-Passagen hatten die vier Musiker alles zu bieten. Letztlich ist es der Abwechslungsreichtum, der Ducrets Musik auf Dauer interessant macht, neben einer manchmal kaum zu überbietenden Intensität des Zusammenspiels seiner Band.

Außerdem ist Ducret auf der E-Gitarre ein Magier der Sounds. Mit verschiedenen Spieltechniken kreiert er ein ungewöhnlich reichhaltiges Klangspektrum. Man sollte ihn eigentlich mal zu einem Sologastspiel einladen.

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