Jazz-Session: Virtuoser Bassist, introvertiertes Duo

Sebastian Gramss und Duo Laubrock-Davis auf Klangexpeditionen.

Krefeld. Einen Solisten, der die Spielmöglichkeiten auf seinem Instrument weit über das Übliche hinaus erweitert, und ein Duo, das paradoxerweise mit den expressiven Mitteln des Free Jazz ganz introvertierte Klangerkundungen unternimmt, konnte man jetzt bei einem Doppelkonzert des Jazzklubs im Jazzkeller erleben. Der Kontrabassist Sebastian Gramss und das Duo der Saxofonistin Ingrid Laubrock und der kanadischen Pianistin Kris Davis boten ein zunehmend anstrengendes Konzert.

Zunächst also Gramss, den man hier auch schon mit vielen seiner Bands erlebt hat. Kontrabassisten, denen ihre Virtuosität erlaubt, ein Soloprogramm zu gestalten, sind eher selten — Gramss ist so ein Ausnahmekönner.

Mit einem Stück, das von einem irischen Folksong inspiriert wurde, begann der Bassist noch relativ harmlos, den Rest seines Programms musste man mit zunehmendem Staunen zur Kenntnis nehmen. Zupfen und Streichen sind die herkömmlichen Techniken auf dem Kontrabass, Gramms demonstrierte noch viel mehr.

Neben den natürlichen Flageolett- beherrscht Gramss auch die künstlichen Flageoletttöne, das ist schon einmal klar. Mit beiden Händen abgegriffene Glissandi oder auch Zupfen mit beiden Händen sind dagegen schon ungewöhnlichere Techniken.

Auch das Spiel mit zwei Bögen beherrscht er, neben den Saiten werden Steg, Saitenaufhängung und Korpus als Klangquelle eingesetzt.

Dass Gramss seine reichen technischen Fertigkeiten nicht zum Selbstzweck verkommen lässt, sondern sie ganz unprätentiös musikalischen Ideen unterordnet, zeichnet den uneitlen Bassisten aus.

Die Deutsche Ingrid Laubrock und die Kanadierin Kris Davis bestritten den zweiten Teil des Abends. Die beiden Musikerinnen gelten als feste Größen in der New Yorker Jazzszene, wobei beide auch im Grenzbereich zur eher von der zeitgenössischen ernsthaften Musik inspirierten Improvisationsmusik agieren.

Der Ansatz des Duos ist kammermusikalisch. Rhythmisch und harmonisch ungebunden werden Klangerkundungen entwickelt. Der Reiz der Musik liegt sicher in den vielen Facetten, mit denen die beiden aufeinander reagieren, ohne dass eine Musikerin besonders solistisch hervortritt. Nachdem Grams den Hörern schon höchste Konzentration abverlangt hatte, schraubte das Duo mit seiner Musik jenseits gängiger Melodik und Harmonik den Anspruch noch höher. Das war mit zunehmender Dauer dann vielleicht doch ein wenig zu viel des zweifelsfrei Guten.

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