Jazz mit Höhen und Tiefen

Das Quartett The Shredz begeistert das zögerliche Publikum im Theaterfoyer am Ende doch noch.

Jazz mit Höhen und Tiefen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Das letzte Jazzklub-Konzert des Jahres wartete mit einer sehr zeitgemäßen Variante der Fusion-Musik auf. Auf die Bühne im Foyer des Theaters brachten sie der in Berlin lebende und aus Frankfurt stammende Schlagzeuger Eric Schaefer mit seiner Band The Shredz auf Einladung des Jazzklubs.

Jazzrock der frühen 1970er Jahre diente als Basis für die Vermischung mit Dub- und Reggae-Elementen. Sound und Rhythmus stehen im Fokus des Quartetts, die improvisierte Variation über vorgegebene Themen und Akkordschemata, bei der die Solisten ihr instrumentales Können demonstrieren, ist nicht ihre Sache. Bei den Shredz dominiert das Kollektiv.

John-Dennis Renken an der Trompete, dem einzigen ausschließlichen Melodieinstrument in der Besetzung, fiel dabei die vielleicht undankbare Rolle zu, oft „nur“ die getragenen Themen zu spielen, beim dynamisch-minimalistischen Vorantreiben der Stücke hatte er dann meist Pause.

Die einzige wirklich längere Solopassage kam dann von Keyboarder Volker Meitz, ansonsten beschränkte er sich entweder auf rhythmische Akkordbrechungen oder auf- und abschwellende Orgelsounds. Minimalismus, Reduktion und Wiederholung waren aber nicht nur bei ihm die bestimmenden Formprinzipien.

Am weitesten ging dabei E-Bassist John Eckhardt, der — weit von gängigen Jazzpraktiken entfernt — sehr grundton-lastig spielte und rhythmische Intensität durch die Wiederholung von Achtelnoten schaffte. Den pumpenden E-Bass nutzte Eric Schaefer als Grundlage für sein treibendes Schlagzeugspiel.

Rock- und Reggae-Beats legte er dabei in der Grundstruktur sehr komplex an, was etwas darüber hinwegtäuschte, dass auch bei ihm die Wiederholung als Formprinzip dominierte. Harmonisch beschränkte sich das Quartett auch auf überschaubare Strukturen. Wenn nicht gleich modal nur eine Tonleiter genutzt wurde, kamen die Musiker mit meist nur achttaktigen Harmoniezirkeln aus.

Spannung erzeugten The Shredz trotzdem. Es nutzte die ganze Bandbreite der Dynamik von sehr leise bis sehr laut, schlug mit Rhythmuswechseln dann doch überraschende Haken. Wechselnde Klangfarben kamen vom Keyboard, mit Wechseln in der Stimmführung vom Tutti zum Duo, zum Solo, zum Trio und wieder zum Tutti wurde live das im Dub gängige Aus- und Einblenden von Tonspuren erzeugt.

Mit der Anlehnung an Rock, Reggae und Dub bis hin zu heutiger Club-Musik präsentierten Schaefer und seine Band ein Konzept, das sich eher an ein jugendliches Publikum richtet. Für die im Schnitt etwas älteren Jazzfans sind The Shredz vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig, das hörte man auch im Theaterfoyer, wo der Applaus erst im Laufe des Abends weniger zögerlich wurde. Am Ende aber erklatschte sich das Publikum eine Zugabe.

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