Jazz: Japanische Achterbahnfahrt mit Frederik Köster

Trompeter Frederik Köster präsentierte im Stadttheater seine Kompositionen zu Romanen von Haruki Murakami.

Krefeld. Ein Professor in Jeans, und das Hemd hat er auch nicht in der Hose stecken — wo gibt’s denn so was? Zum Beispiel im Jazz, und da kommt’s auf professorale Steifheit eben eher weniger, viel mehr auf Beweglichkeit und Offenheit für Ideen an. Frederik Köster, erst 35 und schon Professor für Jazztrompete, präsentierte jetzt auf Einladung des Jazzklubs Krefeld im Stadttheater sein neues Bandprojekt „Japanimation“, das mit hochkarätiger Besetzung und beispielhafter Beweglichkeit glänzte.

Köster hat sich von Romanen des japanischen Erfolgsautors Haruki Murakami zu einer dreisätzigen Suite anregen lassen, diese Komposition präsentierte das Quartett im ersten Teil des Konzerts. Sollte die Musik die Stimmung der Romane angemessen widerspiegeln, dann lohnt sich die Lektüre auf jeden Fall. Die Suite jedenfalls lud die Zuhörer zu einer dynamischen Achterbahnfahrt ein. Eruptive freie wechselten mit fein ziselierten lyrischen Passagen, äußerst komplexes Ensemblespiel wechselte sich ab mit herausragenden Soli.

Simon Nabotov am Klavier ist ein Schwergewicht im wahren Leben, aber auch in der Kunst, mit verblüffender Virtuosität und einer enormen Bandbreite des Ausdrucks ist er ein Gewinn für jede Band. Flirrende Läufe in der Rechten kann er mit brachialen Bässen konterkarieren, romantische Anklänge bricht er mit krassen Clusterattacken.

Köster besticht mit Eleganz, Geläufigkeit und enormem Stilwissen. Oft sind seine Soli hinreißende Ausflüge durch die Geschichte des Jazz und die der Trompete in dieser Musik.

Sebastian Gramss, einer der besten Kontrabassisten seiner Generation — und das nicht nur in Deutschland — sowie Etienne Nillesen, ein äußerst sparsam, aber sehr effektiv agierender Schlagzeuger waren den beiden Solisten ebenbürtige Partner. In den freieren Passagen erwiesen sich beide als äußerst feinfühlig, bei den rhythmischen gebundenen Passagen produzierten die beiden einen Drive, der trotz extremer Leichtfüßigkeit maximale Sogkraft entwickelte. Viel Beifall.

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