Kunst Itten-Nachlass im Krefelder Textilmuseum zu sehen

Linn · Der Bauhaus-Meister Johannes Itten aus der Schweiz wirkte von 1932 bis 1938 auch in Krefeld an der von ihm gegründeten Flächenkunstschule. In Linn werden nun in der Ausstellung „Zeitkolorit - Mode und Chemie im Farbenrausch“ auch seine Werke gezeigt.

 Museumsleiterin Annette Schieck (l.) und Isa Fleischmann-Heck stehen neben einem bedruckten Kleid, das Ittens Ehefrau Anneliese entworfen hatte. Das Exponat ist Teil der Ausstellung in Linn.

Museumsleiterin Annette Schieck (l.) und Isa Fleischmann-Heck stehen neben einem bedruckten Kleid, das Ittens Ehefrau Anneliese entworfen hatte. Das Exponat ist Teil der Ausstellung in Linn.

Foto: Andreas Bischof

Die Ausstellung „Zeitkolorit - Mode und Chemie im Farbenrausch“ im Deutschen Textilmuseum wirft einen Blick auf die Entwicklung der Mode von etwa 1850 bis in die Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Noch bis zum 29. März 2020 liegt der Fokus auf der Geschichte der synthetischen Farbstoffe und der Entdeckung des leuchtenden Mauveins, der eine enorme wirtschaftliche Produktivität in Gang setzte und der deutschen chemischen Industrie einen führenden internationalen Rang einräumte. Im Zentrum der Ausstellung steht eine Auswahl von etwa 50 Kleidern und Accessoires, aber auch eine Sammlung der Farbenchemie mit historischem Mobiliar, Glasgefäßen, Rezeptbüchern. Außerdem gibt es Musterbücher mit gefärbten Garnen und Textilien aus dem Bestand der Hochschule Niederrhein.

Dazu zählen auch Stücke aus dem Nachlass des Künstlers Johannes Itten (1888 - 1967) und seiner Frau Anneliese. Dieser war bis 1922 als Meister am Bauhaus in Weimar tätig, wechselte dann an eine Malereischule nach Berlin. Ab 1932 war er in Krefeld aktiv. Er gründete, nach einer zweijährigen Verhandlung mit der Stadt Krefeld, die Flächenkunstschule, die dann wegen viel Zuspruchs sogar bis 1938 Bestand hatte, ehe Itten über Amsterdam in seine Heimat in die Schweiz zurückkehrte. Im Deutschland der Nationalsozialisten drohte ihm ein Berufsverbot. Itten setzte seine Lehrmethoden aus dem Bauhaus in Krefeld um. Hier lernte er seine Frau Anneliese kennen, die in Krefeld am Westwall lebte. Sie war eine seiner Schülerinnen. Als Witwe ließ sie den Nachlass dem Deutschen Textilmuseum zukommen. „Es ist für uns ein sehr spannender Fundus und steht als Forschungsthema auf unserer Warteliste“, sagt Museumsleiterin Annette Schieck. Künftig wolle man Aspekte wie Schüler, Textilien oder Designer noch näher beleuchten. Die Exponate zum Thema Itten bilden den Schlusspunkt der Ausstellung. In seine Zeit fällt diese technische Revolution, die das Bedrucken von Textilien möglich machte.

Ittens Schüler sollten Muster aus Alltagsbildern gestalten

Johannes Itten beschäftigte sich viel mit Fotografie. Ein eigenes Foto-Atelier ließ er sich einrichten. Zudem war er im Bereich Textildruck künstlerisch tätig. Effektvolle Kleider, durchaus experimentell. Seine Schüler waren angehalten, Strukturen aus der Alltagswelt in ihre Arbeit einfließen zu lassen. In der Ausstellung findet sich zum Beispiel eine Collage, die aus einem Bild einer Kuh entstanden ist. das Ergebnis ist ein Strukturmuster in gedruckter Form. Das Tier ist darin nicht mehr zu erkennen.

Aber es gibt auch andere Exponate. Zu den experimentellen Werken gehören auch die Stücke mit Cellophan. Man erkennt Reliefs und Strukturen. Aber auch Muster aus Fingerabdrücken wie des Schülers Otto Stocken, oder Druckstoffe aus plastischem Gold. In den Musterbüchern finden sich aber auch Beispiele einer vergrößerten Katzenzunge oder auch Sonnenblumen als Goldschmuck. Dem Einfallsreichtum war keine Grenze gesetzt. Ittens Frau Anneliese entwarf ein Sommerkleid mit bunten Aufdrucken oder auch ein dunkelblaues mit weißen Noppen. Klassisch und zeitlos. Auch zu sehen sind Stoffbahnen mit Druckmustern. Eines davon sind Ginkgo-Blätter. Ittens Schüler sollten ihre Modelle auch ausstellen wie 1937 in Berlin. Auf Bildern ist zu sehen, wie ausgeschnittene Frauensilhouetten an der Wand mit gewebten Stoffen hinterlegt wurden. So bekam man eine Vorstellung des Aussehens am Körper.

Die Ausstellung im Deutschen Textilmuseum ist ein Beitrag im Verbundprojekt „Weltbunt“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2020 gefördert wird.

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