In Josef Esters' Gartenhaus Geschichte erleben

Ein architektonisches Schmuckstück aus der Bauhaus-Zeit kann dank einer Spende nun erhalten werden.

Krefeld. Im Schatten hoher Bäume steht im Garten von Haus Esters eine Rarität, ein „Meilenstein“ der Fertigbauweise: das 1923 in den Deutschen Werkstätten Dresden-Hellerau konzipierte Gartenhaus. Der Architekt könnte einer der großen Bauhaus-Architekten sein, doch die Forschung hat darüber noch keine Klarheit gebracht.

Der Zahn der Zeit nagt unübersehbar an dem Holzhäuschen. Die Schieferplatten auf dem Dach, vor allem der Wetter-/Westseite, sind teilweise vom Hagel zerschlagen. Auf der Ostseite, die nur wenige wärmende und trocknende Sonnenstrahlen erreichen, gedeiht das Moos prächtig. Überall blättert die Farbe ab.

Der traurige Zustand gilt auch für das Innere des Holzhauses. Eine wechselvolle Geschichte kann das historische Sommerhaus Esters erzählen. Josef Esters ließ es 1923 auf seinem Grundstück an der Wilhelmshofallee errichten, um eines Tages seine große Baustelle unter Kontrolle haben zu können.

1927-30 entstanden die beiden Bauhaus-Villen der Familien Esters und Lange. In der Nachkriegszeit musste Familie Esters mit den drei Kindern in das Häuschen ziehen, weil ihre Villa von der britischen Besatzung beschlagnahmt wurde.

In jener Zeit profitierten die Bewohner schon von der guten Ausnutzung des Raumes durch Einbaumöbel — trotz aller Enge und Unzulänglichkeiten des Gartenhauses.

Dieses Schätzchen aus den Anfängen der Systembauweise hat nun durch die Krefelder Baudenkmal-Stiftung eine Chance auf Erhalt bekommen. „Schützen durch Nützen“ als pragmatische Denkmalpflege wird nun auch dem Gartenhaus zuteil.

Klaus Reymann, Vorsitzender der Stiftung, überreichte Oberbürgermeister Gregor Kathstede einen Scheck von 20 000 Euro, damit noch vor Winterbeginn das Schieferdach gesichert werden kann.

Die Nutzung des historischen Fertighauses steht fest. Museumsleiterin Dr. Sabine Röder freut sich über den Raum für die museumspädagogische Arbeit.

Doch vieles bleibt noch zu tun, bevor die erste Kindergruppe hier betreut werden kann. Es fehlen ein Wasseranschluss, eine zweckmäßige Beleuchtung und eine geeignete Heizung. „Auch Türklinken und Beschläge aus den 20er Jahren fehlen an allen Ecken und Enden“, sagt Reymann und hofft, dass sich manches findet, um das älteste erhaltene Fertiggartenhaus im Rheinland wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.

Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, steht das Haus offen.

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