Haus Vogelsang: Vom Ärgernis zum Denkmal

Architekt Marcus Wrede hat das historische Gebäude behutsam modernisiert.

Krefeld. So ändern sich die Ansichten: Als Haus Vogelsang vor 58 Jahren gebaut wurde, sorgten die Pläne für erhebliche Konflikte mit der Baubehörde. Gestern nun hat Oberbürgermeister Gregor Kathstede den neuen Besitzern Marcus und Lisa Wrede den Denkmalpreis der Stadt Krefeld verliehen - für die vorbildliche Restaurierung des Gebäudes an der Moylandstraße im Krefelder Westen. Am Sonntag prämiert auch der Landschaftsverband Rheinland das Haus mit seinem Denkmalpreis.

Vorbesitzerin Elsie Vogelsang strahlte: Offenbar gefällt ihr die Restaurierung des im Bauhaus-Stil 1949/50 errichteten Eigenheims, in dem sie 36 Jahre lang bis zum Tod ihres Mannes Richard Vogelsang im Jahr 1986 wohnte.

Binnen sechs Monaten brachte der Architekt und Krefelder Neubürger Marcus Wrede das Haus in einen technisch einwandfreien Zustand mit neuen Leitungen, Doppelverglasung und Dämmung - dies alles ohne die puristische Optik anzutasten.

Der Vorsitzende der Denkmal-Jury, Bildhauer Professor Hans Joachim Albrecht (70), ging auf die Widerstände ein, mit denen Architekt Bernhard Pfau damals konfrontiert war: "Auf dem Gelände stand nichts, aber in die ortsüblichen Vorstellungen passte ein Haus der Neuen Sachlichkeit nicht." Das Gebäude war der Behörde zu flach und zu kubisch, hatte zu viele Fenster.

Die Zuhörer bei der gestrigen Feier wollten es nicht glauben: "Haus Vogelsang" musste weiter von der Straße zurückgesetzt und hinter Sträuchern verborgen werden. Heute sieht man es anders:

Der Oberbürgermeister würdigte die Restaurierung des Hauses als "herausragendes Beispiel für den Umgang mit Eigentum in der Stadtgestaltung" und das Haus selbst als Beweis für die "freiheitliche und avantgardistische Krefelder Lebensart".

Marcus Wrede (39) hatte das architektonische Schmuckstück in einer Immobilienanzeige im Internet ausgemacht. Er zeigte es Verwandten und Freunden, bevor er es kaufte und bekannte jetzt: "Da gab es sehr unterschiedliche Meinungen, das Haus polarisiert offenbar heute noch."

Wrede hat fast alles gelassen wie es war: die Böden und Treppenstufen aus schwarzem Naturasphalt, die weißen Einbauschränke und Holzeinbauten im Wohnzimmer. Wrede findet: "Es ist ein sehr wohnliches Haus."

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