Gutmenschen unter sich

Jeder rettet einen Afrikaner — nur wie? Die böse Satire „Benefiz“ hat Premiere gefeiert.

Krefeld. Valeria darf schon mal nicht mitmachen, denn Valeria ist schwarz. Wie bitte? Fünf deutsche Gutbürger wollen einen Benefizabend für Afrika veranstalten, können sich aber nicht darüber verständigen, ob sie eine farbige Mitbürgerin in ihr Projekt integrieren wollen. Wie schwer es ist, politisch korrekt zu handeln, davon erzählt die Stadttheater-Produktion „Benefiz — Jeder rettet einen Afrikaner“, die jetzt in der Fabrik Heeder Premiere feierte.

Die Autorin Ingrid Lausund hat keinen Text mit Tiefgang und ausgefeilten Charakteren geschaffen. Das Stück setzt darauf, sich an einer Situation abzuarbeiten. Die Akteure verrennen sich in Widersprüche, Vorurteile, Missverständnisse. Die Szenen haben kabarettistisches Potential — und sorgen in der Regie von Christine Hofer für einen vergnüglichen Abend mit bösem Hintersinn.

Eva (Marianne Kittel), Christine (Paula Emmrich), Leo (Cornelius Gebert), Rainer (Adrian Linke) und Eckhart (Ronny Tomiska) halten für ihren Benefizabend eine Probe ab. Der böse Hintersinn ist: Das, wofür sie sich engagieren wollen, ist ihnen völlig fremd.

Das Modelldörfchen auf der Bühne (Ausstattung: Dirk Seesemann) halten sie für ihr Projekt, dann stellt sich heraus: Es ist nicht ihres. Das tolle afrikanische Lied, das sie einstudieren, entpuppt sich als eine Paraphrase von „Hier kommt der Eiermann“, und ob nun acht oder 80 Millionen Menschen jährlich an Hunger sterben, weiß auch keiner so genau.

Entlarvend ist die Rede des schlecht vorbereiteten Rainer. Er hangelt sich an Stichworten entlang. „Dürre, Drogen, Diktatur, Überbevölkerung . . .“ — der Mann kennt die Worte, kann sie aber nicht mit Inhalten füllen.

Bestens vorbereitet ist hingegen Christine. Sie weiß sogar, wann sie mit ein paar Tränchen Betroffenheit demonstrieren will — und reagiert vergrätzt, wenn die Dauerbetroffene Eva ihr in die kalkulierte Emotion platzt.

Die Regisseurin lässt das Stück gewissermaßen vom Blatt spielen, verrennt sich nur einmal mit einer nicht weiterführenden Slapstickeinlage. Der Tonlagenwechsel zwischen gruppeninterner Diskussion und Ansprache ans Publikum funktioniert reibungslos, das Ensemble lässt das Konversationsstück schnurren.

Und am Ende wird‘s doch noch moralisch, wenn Eckhart sich darüber entrüstet, dass man heutzutage auf alle mögliche Art vulgär sein darf, aber für christliche Werte wie Nächstenliebe einzustehen, als lächerlich empfunden wird. „Wir ignorieren täglich den vermeidbaren Tod von Abertausenden . . . es ist eine Schande, die zum Himmel schreit“, meint Eckhard — und Recht hat er.

Termine: 20. Februar, 7./22. März, 5./7. April. Karten unter Telefon 805 125.

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