Glaskunst von Josef Strater - Umgeben von jubelnden Heiligen

Pathetisch und effektvoll hat Josef Strater Kirchenfenster gestaltet — auch in Krefeld. 1956 starb er in Forstwald.

Krefeld. Sieben Chorfenster für das Bonner Münster hat Josef Strater 1948 im Auftrag der Bundesregierung entworfen — sie gehören zu den schönsten Glasarbeiten, die er je geschaffen hat. Thema sind die sieben Schöpfungstage, gestaltet in wiederkehrenden Farben und Grundmotiven.

Geschickt berücksichtigt Strater (1899-1956) die baulichen Gegebenheiten und lässt die Bleistege mit dem Maßwerk der Fenster zu einer Einheit verschmelzen. Seine Bildsprache ist leicht verständlich und zeichnet sich durch eine Fülle erzählerischer Details aus.

Diese Fenster bringen Strater den künstlerischen Durchbruch. Er kann sich in den nächsten Jahren vor Aufträgen kaum retten.

Der Weg dahin ist alles andere als einfach. Strater wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitet als Junge auf dem Bau. Doch man wird auf seine künstlerische Begabung aufmerksam. Er besucht die Kunstgewerbeschule und wird Schüler beim Glasmaler Heinrich Dieckmann in Kempen.

Entscheidend für seine künstlerische Laufbahn wird 1924 die Begegnung mit Pfarrer Augustinus Winkelmann, einem kunstsinnigen und fortschrittlichen Pfarrer, der das ehemalige Kloster Marienthal bei Wesel zu einem Zentrum für moderne Kunst macht. Er verschafft Strater ein Stipendium für die Düsseldorfer Kunstakademie, die er bis 1930 besucht und dort Meisterschüler von Campendonk wird.

Strater, der mehrere Jahre in Marienthal lebt, gestaltet dort keine Glasfenster. Aber Anfang der 30er Jahre malt er einen eindrucksvollen Kreuzweg in der Kirche — monumentale Wandmalereien in Grisaille-Technik, deren schwarzweißgraue Farbtöne sich bewusst von den bunten Glasfenstern abheben sollen. Thorn Prikker, der ebenfalls in Marienthal arbeitet, soll ihm dazu geraten haben. Eindringlich und mit Mut zum Pathos zeichnet Strater den Leidensweg Christi.

Diesen erzählerischen Stil hat Strater sich auch in seinen späteren Arbeiten bewahrt. In Krefeld kann man sich davon in der Liebfrauenkirche ein Bild machen. Mit großer Intensität und kräftigen Farben gestaltet der Künstler im Chor drei zentrale Szenen aus dem Marienleben. Die Verkündigung links und die Geburt Christi rechts rahmen die Himmelfahrt Mariens ein. Farblich dominieren Blau und Rot, die Farben der Mutter Gottes.

Auch in St. Stephan hat Strater vergleichbare Chorfenster geschaffen. Eine Verkündigungsszene zeigt die für sein Spätwerk charakteristischen fließenden Bewegungen, effektvoll inszeniert.

Weniger bekannt als seine figürlichen Glasarbeiten sind seine großteiligen Ornamentfenster. In Liebfrauen findet man sie in den Chorseiten. Die 50er Jahre sind für Strater die fruchtbarste und erfolgreichste Zeit seines Schaffens. Tragischerweise geht es parallel mit seiner Gesundheit bergab. Seine letzte Arbeit, die Fenster für St. Sebastian in Nettetal, kann er nicht mehr vollenden.

1956 stirbt Strater in seinem Haus in Forstwald, „umgeben von vielen Heiligen, die er jubeln und trauern ließ“ wie sein Künstlerfreund Ernst Hoff es in seinem Nachruf liebevoll formuliert.

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