Geburtsort für Liedermacher

Deutschlands ältestes Musikfestival auf der Burg Waldeck feiert 50. Geburtstag. Der künstlerische Leiter ist Krefelder.

Geburtsort für Liedermacher
Foto: privat

Krefeld. In den malerischen Wäldern des Hunsrück liegt auf einem Felssporn die Burg Waldeck. Der Name der Ruine steht symbolisch für das wohl älteste deutsche Musikfestival: das Internationale Liederfest zu Pfingsten, das 1964 erstmals stattfand. Der 50. Geburtstag wird ab dem 6. Juni unter Federführung eines Krefelders gefeiert. Jacky Jacobi-van Beek ist seit 2004 künstlerischer Leiter des Festivals.

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Der heute 71-Jährige hat seit den Anfangstagen kein Festival versäumt. 1965 musste er sogar seiner Einheit bei der Bundeswehr von der Fahne gehen, um es in den Hunsrück zu schaffen. In den ersten Jahren, als oft tausende von Besuchern zur Ruine pilgerten, erlebte er die teils legendären Auftritte von Reinhard Mey, Hannes Wader oder Franz Josef Degenhardt. Auch Hanns Dieter Hüsch gehörte zu den Pionieren der Waldeck. „Wir waren fünf Jahre früher dran als Woodstock“, sagt Jacobi-van Beek.

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Ganz im Geist der Zeit wehte zwischen 1964 und 1969 auch ein politischer Wind durch die Burgmauern. „Einige wollten lieber die Gitarren wegstellen und diskutieren“, erinnert sich Jacobi-van Beek. „Protestsongs gibt es auch heute noch, aber Agitation wird nicht mehr akzeptiert.“

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Passend dazu hat er zum Jubiläum unter anderem den Ruhrpott-Barden Stefan Stoppok eingeladen. Auch die ehemaligen Biermösl Blosn, heute als Wellbrüder aus dem Biermoos bekannt, feiern bösartig zünftig mit der Burg Waldeck. Zudem bekommt der Nachwuchs eine Chance: Jacobi-van Beek sieht es als seine Aufgabe an, neuen deutschen Liedermachern Gehör zu verschaffen: „Viele Gefühle lassen sich am besten in der eigenen Sprache ausdrücken.“

Dass die ganz großen Jahre der Waldeck vorbei sind, weiß auch der rührige Organisator des Festivals. Statt 4500 Besuchern erscheinen heute wenige hundert treue Waldeck-Fans, und auch die ganz großen Namen der Songwriter-Szene kommen nur noch als nostalgische Erinnerung vor: Wolfgang Niedecken und Richie Havens kamen 1995, Hannes Wader kehrte 2004 auf die Waldeck zurück. „Heute sind die Nischen viel kleiner geworden“, sagt Jacobi-van Beek. Die nachfolgende Waldeck-Generation hat mit „Freakquenz“ längst ihr eigenes Festival mit rockigeren Tönen auf die Beine gestellt.

Das Liederfest kann inzwischen nur durch die Unterstützung des Kultursommers Rheinland-Pfalz überleben. „Wir zahlen so gut wie keine Gagen“, sagt Jacobi-van Beek. Mit dem Kulturpunkt Friedenskirche hat er deshalb in Krefeld einen Partner gefunden, der eine weitere Auftrittsmöglichkeit für die Künstler bietet. In diesem Jahr kommt Stoppok vom Hunsrück aus direkt an den Niederrhein und tritt am 10. Juni im Kulturpunkt auf — ein Hauch von Waldeck in Krefeld.

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