Galerienabend: Tastend durch die Höhle

Der Kunstverein wird aussehen wie eine düstere Kammer der Rätsel.

Krefeld. Das mit den neuen Höhlen ist wörtlich zu nehmen. Wer die so betitelte Ausstellung im Krefelder Kunstverein besucht, findet die weißen Wände des Buschhüterhauses verdunkelt vor: unten mit schwarzen Quadraten, oben in einer Weise, die der aktuellen Gefühlswelt von Bayern-Boss Uli Hoeneß entsprechen dürfte — als Albtraum in Schwarz-Gelb.

Ja, Christian Freudenberger ist Dortmunder, ja, er ist BVB-Fan, aber nein, der Künstler will hier keine private Meisterfeier abhalten. Er möchte eine düstere Atmosphäre schaffen, in der seine großformatigen Pigmentdrucke perfekt zur Geltung kommen. Es ist, als hätte die rätselhafte Aura der Bilder auf die Wände übergegriffen, als lägen ihr Anfang, ihr Ende, ihr Ursprung und ihr Ziel buchstäblich im Dunkeln.

Höhlen sind ja archaische Orte, in die man sich hineintastet, vorsichtig, bis die Augen sich ans fehlende Licht gewöhnen und Schemen erkennbar werden. Etwa so nähert sich der Betrachter den Arbeiten Freudenbergers. Das beginnt schon bei der Frage, was sie überhaupt sind. Da sie aus Farbpigmenten auf einer Leinwand bestehen, wirken sie auf den ersten Blick wie Gemälde, doch es handelt sich um Fotocollagen.

Was sie zeigen, ist das nächste Geheimnis. Neben simplen Formen und Linien sind architektonische Strukturen oder Alltagsgegenstände erkennbar, manchmal Pflanzen oder Fragmente digitaler Grafik. Eher selten setzt Freudenberger konkrete Objekte fast demonstrativ in seine mysteriösen Bilderräume. Im Fall einer Zigarette oder eines nahezu monströsen Stapels Goldbarren wirkt das auf ironische Weise plakativ.

Freudenberger redet nicht besonders gern über seine Arbeitsweise, er will seine Bilder nicht entschlüsseln. Grundlage der Arbeiten ist ein Fotoarchiv digitaler und analoger Fundstücke, die er kopiert und collagiert, teils auch übermalt. Beim Druck lässt er dem Zufall Raum, das Unperfekte ist Teil des Plans: „Fehler sind wichtig, aber ich suche sie nicht. Sie müssen passieren.“

Statt seine Arbeit zu erklären, ergänzt Freudenberger die Großformate durch kleine Papierarbeiten, die mitunter bei der Entschlüsselung helfen, weil sie ursprungselemente der großen Bilder zeigen. Es sind „poetische Bausteine“, wie Kurator Thomas Janzen formuliert, kleine, versteckte Hinweise. Wie Zeichen an der Höhlenwand.

„Neue Höhlen heute“. Westwall 124. Eröffnung heute, 17 bis 22 Uhr.

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