Galerie Fochem: Weiß auf weißem Grund

Doris Kaiser zeigt ihre radikal reduzierten Skulpturen in der Galerie Fochem.

Krefeld. Weiße Objekte an weißen Wänden: An diese strenge Reduktion müssen sich die Augen erst gewöhnen, die sonst ständigen Reizen ausgesetzt sind. Spröde, fast abweisend geben sich die Arbeiten von Doris Kaiser, die in der Galerie Fochem zu sehen sind.

Doch die klar strukturierten Formen machen auch neugierig. Wie kleine geometrische Baukörper hängen die meist aus Gips bestehenden Skulpturen an der Wand. Manchmal stehen sie auch frei auf einem Sockel. Die Radikalität klarer Formen lässt Assoziationen an Mies van der Rohe zu.

Eine nähere Betrachtung führt zu kleinen, verborgenen Flächen, die dem starren Gips Lebendigkeit entgegensetzen. Es ist gebrannter Ton, der mit seiner ganz anderen Struktur einen starken Kontrast bildet. Allerdings sind diese Bereiche oft nur auf schmale Streifen reduziert, die nicht immer gleich zu finden sind.

Hat die Künstlerin bei früheren Arbeiten bewusst auf den Kontrast der Materialien gesetzt, so lässt sie den Ton jetzt in den Hintergrund treten. Sie geht dabei sogar so weit, anstelle ganzer Felder nur noch Spuren zu zeigen. Dazu benutzt sie ungebrannten Ton, von dem fragmentarische Abdrücke sichtbar bleiben.

Die Starre der Gipsformen wird durch Verschiebungen aufgebrochen. Sehr eindrucksvoll ist das bei einer größeren Arbeit zu sehen, die nur aus Gips besteht. Verschiedene Felder grenzen sich mit leichten Erhebungen an den Rändern voneinander ab und bilden ein spannungsvolles Ganzes.

Scheinbar einfach, aber im Detail raffiniert ist die einzige große Bodenplastik der Ausstellung. Auf einem grau lasierten Holzbrett liegt eine Gipsplatte. Minimale Wölbungen und Verschiebungen erzeugen den plastischen Eindruck, machen erst aus zwei Elementen eine Skulptur.

Das zeigt die große Sorgfalt und Planung, die hinter Kaisers Arbeiten steckt. Da gibt es nichts vordergründig Gefälliges, schnelle Aufmerksamkeit Heischendes. Umso überraschter ist man von den Zeichnungen, die fast die Hälfte der Ausstellung einnehmen. Hier zeigen sich in lockeren Linien Formen, die mit Geometrie nicht viel im Sinn haben.

Tatsächlich sind es für die Künstlerin Fingerübungen, die ihr mehr Freiheiten einräumen. „Bei den plastischen Arbeiten muss man dagegen jeden Schritt planen“, sagt sie dazu. Diese Entspannung empfindet man auch als Betrachter, denn die radikale Reduktion kann auf Dauer auch ein wenig anstrengend sein.

Wallstraße 14. Öffnungszeiten: Di.-Fr., 14.30-18.30 Uhr, Sa., 10-14 Uhr. Bis 20. Oktober.

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