Deutsches Textilmuseum Krefeld : Freundschaftsgruß aus dem Textilmuseum
Krefeld Das Linner Haus hat wieder geöffnet. Zuvor gab es einen kleinen Blick in Schätze der Sammlung. Passend zum Zeitgeist aus dem sich ins Private zurückziehenden Biedermeier.
Das Deutsche Textilmuseum Krefeld birgt so manchen Schatz in seiner Sammlung. Doch viele dieser bisweilen kleinen Preziosen der Textilgeschichte bleiben – auch wenn das Museum nicht wegen Corona geschlossen sein muss – vor den Augen des Publikums verborgen. Es geht einfach schlicht aus Platzgründen nicht. Ein Großteil der Exponate wird also sicher verwahrt und darf nur für bestimmte Ausstellungen thematisch passend an das Tageslicht – oder auch nicht ganz an das Tageslicht, weil Textilien ja gerne auch lichtempfindlich sind.
Handgemachte Geschenke als Zeichen der Verbundenheit
Daher gibt es im Textilmuseum die Tradition, hin und wieder einzelne Exponate in den Fokus zu rücken, kann man sie zwar momentan nicht zeigen, zumindest über die Medien einer Öffentlichkeit vorzustellen. Sozusagen als kleinen Gruß aus der Textilküche – wenn man so möchte. Ein Gruß, der diesmal auch als ein Zurückmelden begriffen werden kann, denn das Museum darf nun seit Dienstag wieder für das Publikum offen sein. Wie erfreulich das doch ist.
Diesmal war es aber ein Gruß, der sich thematisch durchaus an die Zeiten, in denen wir nun leben, anlehnt. Parallelen in der Geschichte zu ziehen bergen zwar immer die Gefahr der Trivialisierung, aber in diesem Fall ist der Gedanke, der die stellvertretende Leiterin des Museums, Isa Fleischmann-Heck, dazu führte, spezielle Exponate aus dem Biedermeier vorzustellen, durchaus charmant. Immerhin steht die Zeit des Biedermeier im frühen 19. Jahrhundert für einen emphatischen Rückzug in das Persönliche und Private, bedingt durch äußere – damals politische – Bedingungen. In Zeiten, in denen das öffentliche Leben erschwert wird, wie auch heute durch die Distanz-Regeln in der Corona-Krise, rückt das Zwischenmenschliche, Freunde und Familie auf besondere Weise in den Fokus. Zeichen der Verbundenheit, die auch über Distanz die Freundschaft ausdrücken, gab es aber auch im Biedermeier, und so manchen Schatz dieser Art nennt das Museum sein Eigen.
Handarbeit, teilweise sehr kunstvoll, teilweise etwas naiv, zumeist nach Vorlagen angefertigt, war bei Damen eine Mode. Um ihren Freunden oder auch Geliebten ihre Zuneigung auszudrücken, schenkte man schöne, manchmal auch reich verzierte, zudem auch nützliche Gegenstände.
Beispielsweise einen Hosenträger für einen Bräutigam, reich bestickt mit Rosen, Nelken und Margeriten. Ein Gegenstand, den der Geliebte eng am Körper trug, erklärt Fleischmann-Heck, und der so die Verbindung besonders hervorhebend symbolisierte. Ein beigelegter, originaler Zettel informiert über die Entstehung des Hosenträgers, erläutert man uns, „Diesen Hosenträger stickte ich eigenhändig meinen geliebten Bräutigam Christian Kotz zum Namens- und Christgeschenk 1838“.