Fotografie: Reise in ein fernes Zeitalter

Die Fotografin Bruni Encke war in Mali unterwegs. Dort entstanden grandiose Bilder eines Urvolks.

Krefeld. Es sind nicht nur weiße Zähne, die das dunkle Gesicht erleuchten. Es ist tatsächlich ein Lächeln. Der kleine Hirtenjunge aus Mali ist das einzige Kind in der Ausstellung von Bruni Encke, das den Betrachter anlächelt. Aktuelle Arbeiten der Fotografin sind jetzt in einer eindrucksvollen Schau in der Galerie Meta Weber zu sehen.

Die Schwarzweiß-Fotos sind das Ergebnis einer privaten Reise in das Land der Dogon, einer Urbevölkerung Malis. Die Welt, die Encke im Januar 2010 während ihres vierwöchigen Aufenthaltes kennenlernte und mit der Kamera einfing, liegt jenseits europäischer Vorstellungen. Abgeschieden und unter einfachsten Bedingungen leben die Menschen in Dörfern, die einem anderen Zeitalter zu entstammen scheinen.

Indem sie behutsam vorging und Zeit mitbrachte, gelang es der Fotografin, die anfängliche Distanz der Ureinwohner zu überwinden. Encke lebte selbst in einem Zelt in unmittelbarer Nähe und konnte so langsam Vertrauen zu ihnen aufbauen.

Entstanden sind keine gestellten Bilder, sondern fast dokumentarisch wirkende Aufnahmen, die das tägliche Leben der Menschen wiedergeben. Man sieht die Frauen bei der mühsamen Arbeit des Hirsestampfens oder einen Mann, der an einem aus Stöcken waghalsig konstruierten Webstuhl arbeitet.

Gleich auf vier Bildern ist eine junge Töpferin zu sehen. Dieser kleine Zyklus zählt zu den schönsten der Ausstellung. Mal sind nur die Hände, dann nur die Füße und schließlich die ganze Gestalt der selbstbewusst wirkenden jungen Frau zu sehen.

Die große Sensibilität der Fotografin zeigt sich auch in den Kinderporträts, in denen es ihr wunderbar gelingt, die jungen Persönlichkeiten für sich sprechen zu lassen. Doch das Licht- und Schattenspiel auf dem Gesicht eines ernst blickenden Nomadenmädchens zeigt deutlich die Handschrift der Künstlerin.

Encke, die ausschließlich analog und in Schwarzweiß fotografiert, hat ein unglaubliches Gespür für die feinsten Nuancen zwischen Hell und Dunkel. Sie entwickelt alle ihre Fotos selbst, und die langjährige Erfahrung führt zu fantastischen Ergebnissen. Dokumentarischer Charakter und künstlerischer Ausdruck verbinden sich bei ihr.

Beispiele dafür sind auch die Aufnahmen von Landschaft und Architektur. Eine fast schon primitive Holztür ist von einer Mauer eingefasst. Dahinter ist ein Hof zu erahnen, der von gleißendem Sonnenlicht beschienen wird. Er führt zu einer Moschee, die man wegen der einfachen Tür nie dort vermutet hätte. Mit „Tür zum Paradies“ hat Encke einen passenden Titel für das Foto gewählt, der den Betrachter auf die richtige Fährte lenkt.

Galerie Meta Weber, Blumentalstraße 2. Di. und Do., 15-18 Uhr und nach Vereinbarung. Bis 28. Februar.

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