Federleicht und lebendig interpretiert
Das dritte Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker wird mit Asya Fateyeva zum Hörvergnügen.
Blicke in einen Hühnerhof, Stimmungen aus der Provence und die Versuche eines Bürgers, sich auf glattem höfischen Parkett als Edelmann zu bewegen — das alles bietet das dritte Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker im Seidenweberhaus. Musikalische Geschichten mehr oder weniger wissenschaftlich korrekt als Programmmusik zu bezeichnen haben sich die Musiker auf das Programm gesetzt.
Den Taktstock schwingt bei diesem Konzert Diego Martin-Etxebarria, seit dieser Saison erster Kapellmeister des Orchesters. Bald hört man aus der Sinfonie Nr. 83 g-Moll von Joseph Haydn (1732-1809) das charakteristische Motiv heraus, das dem Werk den Beinamen „La Poule“ (Die Henne) gab. Da erklingt ein gackerndes Huhn — fast nur in Originallautstärke. Die federleichte Interpretation des Orchesters liefert ein glaubwürdiges Bild eines unaufgeregten Huhns.
Meist filigran und piano, nur von wenigen kräftigen Akzenten unterbrochen, führt der Dirigent die Niederrheinischen Sinfoniker durch den zweiten langsamen Satz. Tänzerisch selbstbewusst und schwungvoll lässt er das Werk ausklingen. Als Solistin des Abends hat man die 1990 auf der Krim geborene Asya Fateyeva eingeladen, die sich trotz ihres jungen Alters in der internationalen Musikwelt schon einen Namen als Saxophonspielerin gemacht hat. Sie gewann beispielsweise 2014 als erste Frau einen dritten Preis beim Concours International Adolphe Sax in Dinant (Belgien) und erhielt 2016 den Echo Klassik Award als „Nachwuchskünstlerin des Jahres“.
Mit dem Werk „Tableaux de Provence“ für Altsaxophon und Orchester der französischen Komponistin Paule Maurice (1910-1967) beginnt sie ihren Auftritt. Die Farandole, ein flotter Tanz mit virtuosen Läufen, bringt den weichen Klang des Altsaxophons schön heraus. Den provenzalischen Stimmungsbildern kann sie mit ihrer Interpretation feine Nuancen geben. Voller Gefühl erklingt das Liebeslied „Chansoun per ma mio“, temperamentvoll ist der Tanz einer Zigeunerin. Schwermütig erhebt sich die klagende Stimme des Saxophons über dem Klangteppich der Streicher, die von Seelen Verstorbener erzählen, die über einem Friedhof schweben.
Doch heiter enden die klingenden Bilder aus der Provence mit einem Hummelportrait: Virtuos setzen Solistin wie Orchester das Flattern der Hummelflügel um. Tänzerisch und schwerelos bewegt sich Fateyeva als Hummelkönigin, und das Orchester bildet einen nicht minder lebendigen Schwarm. Eine quicklebendige Insektenpopulation, die der Dirigent hier durch die Lüfte tanzen lässt.