Farbklänge in Dur und Moll

Johann Hendrix zeigt seine ungewöhnlichen Porträts.

Krefeld. Ein Buch über Vincent van Gogh zählt zu seinen wichtigsten Kindheitserinnerungen. Dabei beeindruckte den Künstler Johann Hendrix (Jahrgang 1957) weniger der dynamische Gestus des berühmten Malers als vielmehr seine leuchtenden Farben.

Die Farbe hat auch für seine eigene Arbeit zentrale Bedeutung. Über die Landschaft ist Hendrix zum Porträt gekommen. Eine ganze Serie seiner Bilder ist aktuell im Krefelder Kunstverein zu sehen. Zehn Werke auf der rechten Seite, fünf auf der linken verwandeln das Erdgeschoss in eine Porträtgalerie.

Charakteristisch für jedes Bild ist die Zweiteiligkeit. Jedem Kopf ist eine monochrome Farbfläche gegenüber gestellt. Für Hendrix sind es Farbklänge, mal in Dur mal in Moll, die er zu den Motiven gesetzt hat. "Ich höre die Farben" sagt der der Künstler, der sich für Bach und Goethes Farbenlehre begeistert. So hat er dem Porträt seiner Mutter ein freundliches Blau gegeben, seiner Frau Anna leuchtendes Orange.

Für seine Bilder fotografiert Hendrix die Menschen zunächst. Bereits hier achtet er auf besondere Lichtverhältnisse. Die Fotografie wird auf die Leinwand projeziert, dann greift der Künstler zum Pinsel. Im Malprozess steht nicht die exakte Wiedergabe des fotografierten Objektes im Vordergrund, was für Hendrix dem Schaffen einer "dreidimensionalen Illusion" entspräche. "Ich möchte den Menschen vor allem als geistiges Wesen zeigen" beschreibt er seine Intention.

Dafür legt er einen wie er es nennt "zweidimensionalen Filter" über die Gesichter, der sich aus geometrischen Formen zusammensetzt. Die Köpfe bekommen einen anderen Ausdruck, eine Distanz zum Betrachter, der sich in die eigenwilligen Facetten der Gesichter erst einlesen muss.

Der Eindruck von Klarheit und Strenge, wie man sie bei Renaissanceporträts oft beobachten kann, drängt sich auch hier auf. Verstärkt wird das durch die monochromen Farbfelder, die makellos schön erscheinen. Weitere Zutat ist der Bildaufbau im goldenen Schnitt. Genau dieses Schema sucht der Künstler, um seine Vorstellungen von der Farbe bildnerisch umzusetzen.

In der oberen Etage kann man die Entwicklung zu den Porträts zurückverfolgen. In seinen Landschaftsbildern setzt er kleinere Farbfelder zu Passagen in freiem Gestus in interessante Spannungsverhältnisse. Doch zunehmend triumphiert auch hier die Farbe über die Form.

Krefelder Kunstverein, Westwall 124. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 22 Euro. Geöffnet Di. bis Fr., 10-12 und 16-18 Uhr, So., 11.30- 14.30 Uhr, vom 2. bis 20. August nur Di. bis Fr., 16-18 Uhr. Die Ausstellung läuft bis zum 27. August.

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