Ermittlungen im Sole-Sumpf

Mit „Die letzte Kur“ ist dem Krefelder Thomas Hoeps ein außergewöhnlicher Wurf gelungen. Am Donnerstag liest er in der Mediothek.

Krefeld. In Deutschlands Kurbädern findet Thomas Hoeps alles, was er zum Schreiben braucht: die morbide Mixtur zwischen Niedergang und angestrengtem Aufbruch, die Melancholie, die daraus entsteht, dass die Gäste jenseits des Alltags ins Grübeln geraten, nicht zuletzt die Ansammlung von Typen, die er mit feiner Ironie überzeichnen kann. Wenn das überstrapazierte Bild vom Mikrokosmos je passte, dann auf Bad Nauheim und Bad Pyrmont.

Aus acht Kurbad-Krimis, die der Krefelder über die Jahre verfasst hat, sollte eigentlich eine Anthologie werden. Stattdessen ist der außergewöhnliche Roman „Die letzte Kur“ entstanden, aus dem Hoeps am Donnerstag in der Mediothek vorliest. Mit Hilfe eines kühnen Kunstgriffs hat er die acht Kurzgeschichten in einen größeren Plot integriert: Er führt acht Reporter des Magazin „Der Kurbad-Kompass“ zu einem Kurzkrimi-Wettbewerb in Bad Nauheim zusammen. Der neunte liegt derweil tot in einer Badewanne „wie damals Barschel in Genf“. Viktor A. Monk, Kriminalhauptkommissar und Elvis-Imitator, ermittelt im Sole-Sumpf.

Schon diese Konstellation ist herrlich schräg, und Hoeps’ Einfallsreichtum hält mit der selbst gelegten Messlatte 268 Seiten lang Schritt. Dabei verwandelt er seine Figurenriege nie in ein Panoptikum, obwohl Elvis-Nostalgiker und Kurgäste viel Raum dafür lassen würden. Hoeps sieht immer auch die Tragik in den Charakteren, die „Realität wie ein Fels, an dem man sich den Kopf zerschlägt“ — und Elvis mit all seinem Herzschmerz hilft ihm dabei. Die einfachen Botschaften des Rock’n’Roll und die präzise Spracharbeit von Thomas Hoeps — so gut fügen Gegensätze sich manchmal zusammen.

Lesung zu den Krefelder Krimitagen: Donnerstag, 20 Uhr, Mediothek. Eintritt: 8 Euro.

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