Kunst und Film „Erdmalerin“ in Künstlers Garten

Krefeld · Der Film „Dialogue Earth“ über Ulrike Arnold wurde nun an drei Abenden bei dem Krefelder Chris Worms gezeigt. Dessen Garten am Wärterhaus am Eingang des Stadtwalds perfekt dafür geeignet war.

 Der Film „Dialogue Earth“ über die Künstlerin Ulrike Arnold wurde im Garten des Krefelder Künstlers Chris Worms gezeigt.

Der Film „Dialogue Earth“ über die Künstlerin Ulrike Arnold wurde im Garten des Krefelder Künstlers Chris Worms gezeigt.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Seit 40 Jahren reist die Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Arnold durch alle Kontinente und malt ihre Gemälde ganz im Einklang mit der Natur. Sie verbringt jeweils mehrere Wochen in Wüsten, im Urwald oder sogar an Vulkanen und extrahiert Farbpigmente aus dem vorliegenden Gestein, um direkt am Ort damit malen zu können. Als sie ihre Geschichte auf einer ihrer vielen Flugreisen dem Regisseur Hank Levine erzählte, war klar: Ihr Leben muss irgendwann einmal verfilmt werden.

Arnold plädiert für mehr
Respekt vor der Natur

20 Jahre nach dieser Begegnung ist mit „Dialogue Earth“ der Dokumentarfilm über ihr Leben letztes Jahr fertiggestellt worden. Zur diesjährigen Deutschlandpremiere ist Ulrike Arnold schon seit einiger Zeit auf Premierentour, um in Kleingruppen möglichst vielen Menschen den Film präsentieren zu können. An diesem Wochenende wurde der Film mit drei Vorführungen in Krefeld gefeiert. Der stadtbekannte Künstler Chris Worms bot an, die Veranstaltungen in seinem privaten Garten auszurichten, und einen besseren Ort hätte man dafür auch kaum finden können. Bei einem Spaziergang über Worms’ Grundstück, um das Wärterhaus am Stadtwald, machen die Besucher eine Weltreise im Kleinformat. Jede Ecke ist einem Kontinent gewidmet und führt einen an Kunstwerken und Pflanzen aus aller Welt vorbei.

Auf zwei Leinwänden vor jeweils rund 30 Leuten begann die Vorführung unter freiem Himmel jedes Mal pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit. Der fast 80-minütige Film erzählt weitgehend chronologisch das Leben von Ulrike Arnold nach und springt dabei immer wieder zwischen den Aufnahmen aus ihrem Privatarchiv und aktuell aufgenommenen Szenen aus ihrem Atelier.

Zu ihrer Arbeit inspiriert wurde sie von den künstlerischen Ausdrucksformen der Menschen vor 17 000 Jahren, als sie sich in ihrem Kunststudium mit Höhlenmalerei beschäftigte. Ihre farbenfrohen Bilder werden von der beeindruckenden Kameraarbeit des Filmes erlebbar gemacht, als stünden sie gerade vor einem. Arnolds Gemälde wirken archaisch und doch detailverliebt und durchdacht. Die Muster auf den Bildern sind unregelmäßig und doch strukturiert, ähnlich Mustern in der Natur. Mithilfe von Drohnenaufnahmen werden die Gemälde noch einmal an den Orten inszeniert, an denen sie erschaffen wurden, und Bild sowie Kulisse werden gemeinsam zu einem ganz eigenen Kunstwerk.

Film mischt wissenschaftliche Erkenntnisse mit Spiritualität

Schon bei dem Zusammenschnitt der Szenen in der Natur und im Atelier wird spürbar, wo sich Arnold eigentlich zuhause fühlt. So sichtlich gerne sie auch im Atelier arbeitet, erst inmitten der Wüste oder am Rande eines Canyons ist sie in ihrem Element. Die Arbeit in der Natur an den abgelegensten Orten der Welt war für sie offenkundig eine Flucht, was der Film schön subtil klar macht, ohne dass es die Protagonistin direkt aussprechen müsste. Sie erzählt davon, wie sie immer Angst vor den gesellschaftlichen Erwartungen hatte, vorm Heiraten oder Kinderkriegen und wie ihr diese Arbeit half, um sich dem Druck zu widersetzen. Im Laufe ihres Lebens verstand sie immer mehr, was sie eigentlich wollte und gab sich schließlich vollständig ihrer Leidenschaft hin, als sie auch noch ihren verbeamteten Beruf als Lehrerin aufgab.

Ihre Arbeit mit den zehntausende Jahre alten Methoden und den Millionen Jahre alten Werkstoffen zeigt, wie viel bereits mit einfachsten und natürlichsten Mitteln auszudrücken ist, und soll dazu auffordern, respektvoller mit der Natur umzugehen. Besonders deutlich wird das, wenn sie jemanden kennenlernt, der ihr Meteoritenstaub schenkt, und sie mit Materialien malt, die noch weitaus älter sind als die Erde. Der Film nimmt diese Erkenntnisse zum Anlass, auch den wissenschaftlichen Stand über die Entstehung des Universums, der Erde und des Lebens darzustellen. Gefährlich ist dabei aber, wie der Film diese wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Spiritualität vermischt, die Idee eines göttlichen Plans propagiert oder in den Raum stellt, dass unbelebte Objekte beseelt sind. Gerade bei diesem Film, in dem gefordert wird, in Bezug auf Naturschutz auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu hören, wäre Trennschärfe angebracht.

„One World“ soll zugleich warnen und Hoffnung spenden

Der Film endet mit ihrem neusten Projekt namens „One World“, das gewissermaßen eine Klammer um ihre bisherige Arbeit setzt. Bei jeder ihrer Reisen nahm Ulrike Arnold etwas Erde mit nach Hause und wurde durch die amerikanischen Pläne des Mauerbaus dazu inspiriert, die gesammelte Erde für ein gemeinsames Gemälde zu verwenden. Aus der Erde diverser Länder aus allen Kontinenten wurde ein harmonisches sieben Meter langes Kunstwerk. Die Form des Gemäldes ist jedoch ist ein Ausrufezeichen, das vor nationalen Egoismen warnt, die diese Harmonie gefährden.

Auch wenn diese Arbeit vermutlich einen sehr guten Schlusspunkt unter ihr künstlerisches Schaffen setzen würde und Arnold zur Zeit noch nichts Neues geplant hat. Sie selbst glaubt, dass sie vermutlich nie genug von der Kunst haben wird. Zunächst wird sie aber erstmal weiter mit dem Film auf Tour gehen und möglichst vielen Leuten die Möglichkeit geben, ihn auf einer Leinwand zu gucken. Man kann ihn sich aber auch beim Dienst „Kino on demand“ für zwölf Euro ausleihen und innerhalb von 48 Stunden selbst ansehen.

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