Engelshaar und böse Zunge

Mirja Boes stellt ihr neues Programm in der Kulturfabrik vor und macht klar, warum es „Erwachsenen werde ich nächste Woche“ heißt.

Krefeld. Draußen wüten heftige Schneefälle, in der Kulturfabrik geht die Post ab, als Mirja Boes ihr neues Soloprogram vorstellt. Diesmal dreht sich alles ums Erwachsenwerden. "Erwachsene Menschen wohnen vernünftig", so klärt sie der Vater auf.

Also kauft sie sich ein Haus. Voller Stolz präsentiert sie ein beleuchtbares Puppenhaus. Leider findet es nicht so recht den väterlichen Beifall, also legt sie sich etwas Größeres zu. Doch auch das Barbie-Zelt ist ihrem alten Herrn nicht gut genug.

So langsam kommt die Tochter auf des Rätsels Lösung, sie sucht sich eine Wohnung, und knackt eine wichtige Lektion: "Athletische Umzugshelfer vom Typ Mister Lover-Lover sind ein bisschen wie Verona Pooth. Sie sehen gut aus, aber sie sollten nicht sprechen!"

Sie zieht mit ihrem Freund zusammen, bietet ihm großzügig eine gerechte Aufteilung des neuen Heims an: "Ich bekomme den kompletten Wohnraum, und du Keller, Dachboden und Garten." Er ist nicht gleich einverstanden.

Klar, das liegt daran, dass Männer ein bisschen langsam im Denken sind, denkt sich Boes. Für Männer kommt der Heimwerker-Markt gleich nach dem Paradies. Mirja Boes findet Blaumänner toll, ihr Freund leider alles, was ein Baumarkt zu bieten hat: "Nach viereinhalb Stunden hatten wir alles einmal angefasst." .

Sie kreiert einen herzverzierten "Türkismann" und klärt das männliche Publikum über die größte Lüge der Menschheit auf: "Frauen wollen keine praktischen Geschenke zu Weihnachten, und auch nichts Selbstgebasteltes!" Ausnahme sind selbst gebastelte Adventskalender: "Da kommen kleine Säckchen dran, da könnt Ihr dann was Kleines rein stecken. Schmuck zum Beispiel."

Mirja Boes ist die Königin des Chaos. Das blonde Haar trägt sie heute in Engelslöckchen, doch ihr harmloses Äußeres täuscht. Die Frau, die schon mit ihrem Hit "Zwanzig Zentimeter" den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau aufs Korn nahm, trägt ein Shirt mit der Aufschrift: "Glied hihihi".

Überhaupt haben Männer für Mirja Boes etwas Komisches, vor allem wenn sie schlafen: "Sie sehen aus wie angeschossene Karpfen." Mit scharfer Zunge kritisiert sie Dünnbrettbohrer, die Wände durchlöchern und hinterher von Testbohrungen sprechen.

Dabei können die Dinge doch so einfach sein. Den Kleiderschrank baut Frau ohne hintere Wand auf, so wird er auch begehbar. Für Frauen, die ein Regal aufbauen wollen, hat Boes einen Tipp: Mit einem Weinchen klappt alles besser. Trinken, schrauben, Glas abstellen. Steht das Regal schief, die Prozedur wiederholen, und zwar so lange, bis die Flasche leer ist. Am Ende ist es egal, ob das Regal schief steht oder nicht.

Schräg auch ihre Performance mit der Jägermeister-Bass-Panflöte. Ach ja, wenn ab heute Männer beim Weihnachtseinkauf in Krefelder Kaufhäusern vor Fritteusen stehen bleiben und ganz brav "Das lassen wir stehen" sagen, dann nur, weil sie den Satz geübt haben. Zusammen mit Mirja Boes. In der Kulturfabrik.

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