Emanzipation ohne Chance

„Silly Putty“ in der Fabrik Heeder. Fünf Damen zeigen grandiose Bilder von bizarrer Komik.

Krefeld. Silly Putty ist eine Knetmasse, die von harten Flächen abprallt, „Silly Putty“ nennen die drei Damen des Kölner Pogo-Ensembles (Dilan Ercenk, Denise und Tessa Temme) ihr neues Stück, das sie mit der Choreographin Yoshie Shibahara und der Tänzerin Sachie Tanaka erarbeitet haben. In der Fabrik Heeder war es jetzt im Rahmen des Festivals Tanz NRW 11 zu sehen.

Fremdbestimmt wirkt der Auftritt der fünf Damen in sehr schicken schwarzen Kostümen zu Beginn. Als Kollektiv schieben sie sich im simultanen Moonwalk-Schritt à la Michael Jackson auf die Bühne.

Individuelle Ausbrüche aus der Formation enden in Beugungen des Rumpfes, wobei die Arme bizarr nach oben gestreckt werden. Das schaut aus, als hätte man die Tänzerinnen wie Marionetten mal kurz zur Seite gehängt.

Elektronische Sounds bieten dazu eine futuristische Atmosphäre, erst als die Musik einen Discobeat aufzuweisen hat, tanzen die fünf Akteurinnen auch einmal jeweils für sich.

Vieles spielt sich im Halbdunkel ab, bis ein Lichtwechsel die Szene grell ausleuchtet. Wie aus dem Nichts tauchen hochhackige Pumps auf. Die Damen ziehen sie sich an, und das modische Schuhwerk bringt sie auf groteske Weise aus dem Gleichgewicht.

Im Bemühen, sich gegenseitig zu stützen, verdrehen sich zwei der Damen unauflösbar ineinander. Zwei weitere kriechen über den mit einer Art Mehl bestreuten Boden, als wäre er eine Wand, die es zu besteigen gilt. Die fünfte versucht vergeblich, sich an Säulen abzustützen. Das alles ist von bizarrer Komik.

Danach tauchen wieder Bewegungen vom Anfang auf. Das durchs modische Schuhwerk ausgelöste Desaster scheint wieder im Abtauchen der Tänzerinnen im Kollektiv zu münden, doch dann kommt alles ganz anders.

Mit Schwung ziehen die Damen eine riesige Silberfolie nach vorne. Vier verschwinden unter der sich wie ein kleiner Hügel aufbauschenden Folie. Die fünfte Tänzerin steht vor dem in warmes Licht getauchten Gebilde. Ein grandioses Bild. Dann schreitet sie barfuß über die Folie nach hinten, als würde sie einer untergehenden Sonne nachfolgen, das Gewesene hinter sich lassen.

Dieses beinahe kitschige Ende eines Stücks, in dem Emanzipationsversuche grotesk scheitern, wird wohl ironisch gemeint sein.

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