Eine zeitlose Theater-Premiere zum Start
Die Spielzeit wird mit einem Klassiker von Kleist eröffnet. Der Regisseur verrät, warum ihn das Stück schon lange fesselt.
Krefeld. Bin ich wach, oder war das nur ein Alptraum? Diese Frage könnten sich am Samstag Theaterbesucher stellen, die sich den Klassiker „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist im Stadttheater ansehen. Inszeniert hat das Stück ein bekennender Kleist-Fan.
Im Vorabgespräch erzählt Regisseur Hüseyin Michael Cirpici, dass er sich schon länger mit Kleist und seinem zerbrochenem Krug beschäftigt. Er studierte die Rolle des Ruprechts ein, um die Aufnahmeprüfung bei einer Schauspielschule zu bestehen. Der Ruprecht, der zu unrecht von der Mutter seiner Verlobten angeklagt wird, den Krug zerbrochen zu haben. Und dafür auch noch vor Gericht landet. Den Ruprecht hat sich der gebürtige Krefelder Cirpici an zehn oder elf Schauspielhäusern angesehen und festgestellt: „Ich war verblüfft, wie wenig ich lachen konnte.“
Dabei hat Kleist sein Werk im Untertitel als Lustspiel bezeichnet. „Aber lustig ist anders“, sagt Cirpici. Denn die Geschichte hat eine düstere Tragik. Dem Dorf ist die richterliche Unabhängigkeit abhanden gekommen. Und damit ein Stück Demokratie.
Der Dorfrichter Adam, dem der Ruprecht vorgeführt wird, ist alles andere als neutral. Er hat sich die Taschen voll gemacht und die Verlobte von Ruprecht mit einem gefälschtem Papier unter Druck gesetzt, um sie in irgendeiner Weise, die bei Kleist nicht näher beschrieben wird, sexuell zu nötigen.
Hüseyin Michael Cirpici, Regisseur, über andere Kleist-Interpretationen
Das ist alles andere als lustig, aber: „Lustig hängt von den Schauspielern ab“, sagt Cirpici. Und: „Komik kann man als Regisseur nicht planen, aber wir haben herzlich gelacht.“ Für Cirpici hat das Stück eine ambivalente Komik, die vor allem durch den korrupten Richter Adam auf die Bühne kommt.