Kultur Eine originelle Doppelschau im Kunst-Spektrum

Marcell Bonten und Garvin Dickhof zeigen ihre Arbeiten in der Ausstellung „Strukturwandel“ im Kunst-Spektrum.

Kultur: Eine originelle Doppelschau im Kunst-Spektrum
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Neue Mitglieder können eine Gemeinschaft beleben. Bestes Beispiel dafür ist die Ausstellung „Strukturwandel“, die derzeit im Kunst-Spektrum der Gemeinschaft Krefelder Künstler zu sehen ist. Als Neulinge zeigen Marcell Bonten und Garvin Dickhof mit Fotografien und plastischen Objekten eine überaus originelle Doppelschau. Für die beiden jungen Künstler ist es ihre erste größere Ausstellung, die sie mit Bravour meistern. Über die neue Mitgliedschaft hinaus verbindet sie künstlerisch Einiges. Wie schon der Titel andeutet, interessieren sich beide für Strukturen.

Bonten ist mit seiner Kamera immer auf der Suche nach entsprechenden Motiven, die meisten Aufnahmen entstehen spontan. Wie vielseitig die Motive sind, ist gleich im ersten Raum zu sehen. Bläulich schimmert die klar gegliederte Fassade eines Bürohauses. Nur ein Fenster ist noch erleuchtet, man sieht dort eine Person, die noch arbeitet. Eine melancholische Atmosphäre macht sich breit, die kleine Lichtinsel innerhalb der Fassade vermittelt Einsamkeit und Isolation. „Ich habe das so gesehen und fotografiert“ sagt der Künstler. Am Rechner „herumzuzaubern“ sei seine Sache nicht.

Nur manchmal hilft er mit der Technik etwas nach, um einige Dinge stärker zu betonen. So hat der Künstler auf dem zweiten Bild, auf dem das Detail einer Säule, die einen Schatten wirft, und ein Stück Fußboden zu sehen sind, mit der Farbgebung etwas nachgeholfen. Zwar ist der Fußboden in Wirklichkeit knallrot, nicht aber das Gitterrost, von dem ein Stück zu sehen ist. Bonten hat auch diesen rot gefärbt. Der dunkle Schatten, der sich übergangslos aus dem Fuß der Säule entwickelt, bildet einen starken Kontrast dazu. Es ist der spezielle Blick für Details, für eigentlich unscheinbare Dinge, die die Arbeit des Künstlers auszeichnet.

Bevorzugt fotografiert er in schwarz-weiß, wozu es in den oberen Ausstellungsräumen mehrere Beispiele gibt. Auch hier sind es unterschiedliche Strukturen, die er so fotografiert, dass sie nicht so leicht zu entschlüsseln sind oder manchmal auch rätselhaft bleiben. Dass seine Fotos damit nicht im Trend liegen, stört den Krefelder nicht.

Auf andere Weise rätselhaft sind die plastischen Arbeiten von Garvin Dickhof. Hier fragt man sich, wie er das bloß gemacht hat oder auf diese verrückte Idee gekommen ist. Aus einfachen, biegsamen Zollstöcken macht er witzige Objekte, die scheinbar aus der Wand herauswachsen und mit ihren gebogenen Formen eine elegante Leichtigkeit verkörpern.

Noch erstaunlicher sind die aus kleinsten, gefalteten Papierstückchen geformten Skulpturen, die er wie Kostbarkeiten unter Glasstürzen präsentiert. Aus der Distanz haben diese feingliedrig strukturierten Objekte tatsächlich etwas von Kunstwerken aus einem Kuriositätenkabinett.

Raumfüllende Strukturen schafft Dickhof in den letzten beiden Räumen. Dazu benutzt er unzählige kleine Holzklötzchen, mit denen er einmal ein Fenster fast komplett verbaut.

Blickdurchlässig und massiv zugleich ist der Eindruck, der da entsteht und den gesamten übrigen Raum verändert. Noch deutlicher wird das im letzten Raum, dem kleinen Kabinett, mit dem Künstler immer gerne experimentieren. Ein Schild im Türrahmen weist darauf hin, dass hier nur maximal zwei Personen Zugang haben. Der Grund ist die fast 1,60 Meter hohe Mauer, die der Künstler hier aus Holzklötzchen errichtet hat. Mit ihrer gebogenen Form durchbricht sie die Symmetrie des Raumes und verkleinert ihn deutlich. Man kann nur ein Stück weit hineingehen und den Raum dann von dort aus überblicken. So monumental das Ganze wirkt, so filigran ist es in Wirklichkeit. Denn die Holzstücke sind ohne Fixierung aufeinandergeschichtet und gegen Berührung empfindlich. Wie das Ganze trotzdem hält, bleibt das Geheimnis des Künstlers, der hier eine visuell vergnügliche Fleißarbeit produziert hat.

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