Kultur Ein prächtiger Maskenball in der Musikschule

60 Schüler präsentieren mit „La Fenice“ ein buntes, aber auch anspruchsvolles Musical in vier Akten.

Kultur: Ein prächtiger Maskenball in der Musikschule
Foto: Mark Mocnik

Krefeld. Flammen, von Licht projiziert, lodern auf dem roten Bühnenvorhang. Sie weisen auf das Feuer hin, das das weltberühmte Opernhaus „La Fenice“ in Venedig dreimal zerstörte. Als sich der Vorhang teilt, entführt gleich die erste Szene mitten hinein in die italienische Stadt. Die jungen Akteure der Musikschule tragen beim Karneval bunt schillernde Kostüme und Masken, tanzen und singen die Ouvertüre: „Wir heißen Euch willkommen in der Lagunenstadt“.

Aus den Zuschauerreihen erklingt schon das erste „Bravo“. Die Idee, das Theater mit seiner bewegten Geschichte zum Zentrum der Handlung eines Musicals zu machen, entstand während der Aufräumarbeiten von „Ali Baba, oder?“ des Musiktheaters im Sommer 2015.

Nachdem die Theaterreise damals in eine orientalische Märchenwelt ging, spielt das neue Musical in der jüngeren Vergangenheit mit Bezug zur realen Welt, ohne auf Glanz, Zauber und eine bunte Bildsprache zu verzichten. Das ist gelungen, das spricht auch Grundschulkinder an. Sie sehen farbig-leuchtende Maskenbälle, prächtige Paläste, geheimnisvolle Orte, in denen es gehörig qualmt, historische Gestalten und Gebäude, Musik und Tanz, Reichtum und Armut. Es ist aber auch ein anspruchsvolles Musical mit vier Akten und einer Länge von über drei Stunden samt einer komplexen Geschichte, „das sehr gut auch für weiterführende Schulen und Erwachsene geeignet ist“, wie es im Begleittext steht.

Die Leistung der 60 Musikschüler ist — besonders wenn gesungen wird — richtig klasse. Zwei geheimnisvolle Gemälde des venezianischen Bühnenbildners und Malers Giovanni Antonio Canaletto aus dem Jahre 1740 spielen in der Handlung eine rätselhafte Rolle.

Eines der Bilder befindet sich seit 250 Jahren im Familienbesitz einer jungen aufstrebenden Londoner Sopranistin, deren lang ersehnter Auftritt am Teatro La Fenice gerade durch das Feuer zunichte gemacht wurde. Das andere liegt seit 1792 unter dem Fundament des Opernhauses verborgen.

Ein goldener Schlüssel, in dessen Griff vier Gedichtzeilen eingraviert sind und der seinem Besitzer, dem Hausmeister des Teatro, bei Ausbruch des Feuers verloren geht, sorgt für reichlich Aufregung und trägt schließlich zur Auflösung einiger Missverständnisse und zum Lüften des Geheimnisses um die beiden Bilder bei. Musikpädagogin Julia Polziehn schrieb das Libretto, das den zahlreichen Darstellern ihres Ensembles viele interessante Rollen schafft. Als Grundlage der Musik zur Handlung wählte sie italienische Arien des 18. und 19. Jahrhunderts.

Ihr Kollege Markus Giesen arrangierte behutsam, dass sie für Kinder und Jugendliche gut singbar und in höchstem Maße unterhaltsam und packend daherkommen. Eigene Kompositionen der beiden Pädagogen komplettieren die abwechslungsreiche Liste der Lieder des Abends. Zum Schluss gibt es Zugaben und verdienten Applaus.

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