Ein Lockenkopf voller Ideen

Nicky Schwarzbach ist beim A—Gang zur festen Größe geworden.

Krefeld. Die leuchtend blaue Fassade fällt schon von weitem auf. An der malerischen Rheinbabenstraße in Linn, genau gegenüber der Kirche St. Margareta, befindet sich das Wohn-und Atelierhaus von Nicky Schwarzbach. „Durch die Lage habe ich mehr Sonne als die Nachbarn“, sagt die Künstlerin und blickt durch das große Fenster auf den Kirchplatz.

Vor vier Jahren hat Schwarzbach in dem über 200 Jahre alten Haus ihr Atelier mit dem hübschen Namen „Widerborst“ eröffnet. Vor sieben Jahren hat sie es erworben und alles selbst renoviert. „Ich habe Schicht um Schicht abgetragen“, sagt sie. Diese fast archäologische Spurensuche kommt ihr sehr entgegen, denn auch als Künstlerin beschäftigt sie sich gerne mit der Vergangenheit.

Sie hat einen riesigen Fundus an alten Dingen angesammelt, von denen sie sich zu ganz unterschiedlichen Werken inspirieren lässt. Die ruhige, sympathische Künstlerin mit dem wuscheligen Lockenkopf wollte schon immer Kunst machen. Eine Ausbildung zur Zahntechnikerin und ein Mathematik-und Kunststudium lagen auf dem Weg zum Traumberuf.

Nach dem Staatsexamen Kunst in Siegen wollte Schwarzbach wieder ins heimatliche Ruhrgebiet zurück, daraus ist dann Krefeld geworden. Jetzt lebt sie mit ihren zwei Kindern (zehn und acht Jahre) in Linn und fühlt sich in dem Stadtteil sehr wohl. „Hier wird man in Ruhe gelassen und kann ungestört arbeiten.“

Dass sie nach kurzem Gastspiel jetzt schon zum festen Kern des A-Gangs gehört, zeigt, dass sie sich in der hiesigen Kunst-Szene gut etabliert hat. „Diesmal: Draht“ heißt ihre jetzige Ausstellung, die eins ihrer bevorzugten Materialien schon im Titel nennt. Der Draht dient Schwarzbach zur Formfindung und ermöglicht ihr zugleich eine Reduktion auf Wesentliches.

Ganz neu ist der „Eulenspiegel“, dessen charakteristische Silhouette mit Narrenkappe sofort zu erkennen ist. Der Draht formt eine Hülle nach, die leer bleibt — ein Thema, das bei der Künstlerin auch in anderen Werken Ausdruck findet. So malt sie kleine Bildtafeln, die ebenfalls Leerstellen aufweisen und gerade dadurch eine besondere Präsenz bekommen. Feinste Bleistiftzeichnungen zeigen herbstliche Blätter, die in ihrer eingerollten Form etwas von einer körperhaften Hülle bekommen.

An eine Skulptur erinnert ein altes Spitzenhemd, dem die Künstlerin mit Hilfe von Polyesterharz Stabilität verliehen hat. Ein imaginärer Körper verleiht ihm Form, es wirkt schwer, obwohl es in Wirklichkeit ganz leicht ist.

Die Liebe Schwarzbachs zu alten Dingen spiegelt sich auch in den gerahmten Collagen und Objektkästen wider, in denen sie alte Briefe, Fotos, Stoff- und Tapetenreste verarbeitet. Manchmal an der Grenze zum Verspielten sind sie eine zauberhafte Hommage an die Vergangenheit. Mit ihrem sensiblen Blick ist Schwarzbach auch eine Bewahrerin der Dinge, die sonst auf dem Müll gelandet wären.

Widerborst, Rheinbabenstraße 132. Geöffnet morgen beim A-Gang, 11-18 Uhr.

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