Ein Krefelder erobert die Bühne in Salzburg

Tim Oberließen hat 2003 als Woyzeck im Kresch-Theater überzeugt. Jetzt ist der junge Schauspieler in Österreich erfolgreich.

Krefeld/Salzburg. Georg Büchners "Woyzeck" ist Schuld. Dieser arme, ungebildete und am Ende mordende Soldat hat den Krefelder Tim Oberließen an die Schauspielschule getrieben - und durchkreuzte damit all seine Zukunftspläne. Denn der heute 28-Jährige wollte damals, im Jahr 2003, eigentlich Sozialpädagogik studieren. "Die Schauspielerei habe ich eher als Hobby gesehen", sagt er. "Das hauptberuflich zu machen, war keine Option für mich. Schließlich hört man oft genug von Leuten, die an dem Wunsch, auf der Bühne zu stehen, scheitern."

Doch dann wandte sich Sebastian Blasius, der wie Oberließen das Gymnasium am Stadtpark besucht hatte, ziemlich verzweifelt an ihn. Er inszenierte Büchners Stück mit einer Laiendarstellergruppe am Kresch-Theater und stand ohne Hauptdarsteller dar. "Ihm waren bereits mehrere Woyzecks abgesprungen", berichtet Oberließen.

Obwohl er mit nur einer Hauptrolle in der fünften Klasse nicht gerade viel Erfahrung vorzuweisen hatte, überzeugte sein Talent die Kollegen, Freunde, Familie und - am wichtigsten - das Publikum. "Alle bestärkten mich daraufhin darin, es einfach zu versuchen und mich an einer Schauspielschule zu bewerben."

Mit Erfolg: Denn während andere oft jahrelang probieren, einen der begehrten Plätze und damit den Fuß in die Tür zur Bühnenwelt zu bekommen, hatte der Krefelder sofort Glück und wurde an der Anton-Bruckner-Universität im österreichischen Linz angenommen.

Dort sammelte er bereits während des vierjährigen Studiums Erfahrungen am Landestheater Linz und erkannte ziemlich schnell: "Ich habe den richtigen Weg eingeschlagen. Besonders reizt mich dieses Nichtalltägliche an diesem Beruf, die Möglichkeit, in viele Rollen zu schlüpfen und den Emotionen freien Lauf zu lassen."

Auf den Abschluss folgte sofort das erste Engagement an den Schauspielbühnen Stuttgart. Als der dortige Intendant Carl Philipp von Maldeghem ans Salzburger Landestheater berufen wurde, nahm er den jungen Schauspieler einfach mit. "Da habe ich natürlich nicht zweimal überlegt und sofort zugesagt."

Denn Salzburg ist für Theaterliebhaber das, was Nürnberg für Weihnachtsmarktfans ist: ein wahres Mekka. "Die Österreicher geben allgemein sehr viel auf Kultur, hier erntet man Bewunderung, wenn man zur schauspielernden Zunft gehört", berichtet Oberließen. "In Deutschland werde ich hingegen gefragt, wann ich denn bei ,Gute Zeiten, Schlechte Zeiten’ auftrete."

Es scheint so, als seien die Salzburger bereits als Kinder alle in den Kulturtopf gefallen. "Die Stadt hat unter anderem Herbert von Karajan, Mozart und Georg Trakl hervorgebracht. Dieses Erbe wird hier mit Stolz hochgehalten." Tim Oberließen wird jetzt ebenfalls stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Denn im Vier-Personen-Stück "Die Glasmenagerie" von Tennessee Williams übernimmt er mit Tom Wingfield seine erste große Rolle, "ein großartiges Gefühl für mich" - und anscheinend auch fürs Publikum.

Die Zeitung "Der Standard" lobt: "Tom (...) hat in Tim Oberließen einen glaubwürdigen Träumer." Und auch das Online-Frauenmagazin die-frau.at ist hin und weg: "Tim Oberließen (...) ist in seiner Rolle herausragend, er gibt dem Tom die perfekte Balance zwischen Freiheitsdrang und Pflichtbewusstsein."

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