Musik Ein Amateurorchester mit Tradition

Das Collegium Musicum Krefeld feiert 90. Geburtstag. Wir haben die Mitglieder bei einer Probe besucht und stellen das Kammerorchester vor.

 Das Collegium Musicum Krefeld probt mit seinem Dirigenten Heinz Klaus im Haus Greiffenhorst.

Das Collegium Musicum Krefeld probt mit seinem Dirigenten Heinz Klaus im Haus Greiffenhorst.

Foto: Mark Mocnik

Im Haus Greiffenhorst, dem zumindest noch von außen romantisch anmutenden, kleinen Schlösschen ertönt beseelt gespielte Streichermusik. Ein satter, warmer Ton – vielleicht ein bisschen verschwommen hie und da – legt sich wie ein sanfter Hauch auf diesen idealen Ort, um als Kammerorchester zu proben.

Die Musiker, die mit inbrünstigem Elan, ein jeder auf seine Weise, ihre Stimmen mit Herz füllen, sind Mitglieder des Collegium Musicum Krefeld. Sie proben einmal wöchentlich in dem Raum, umgeben von einer großen Freifläche ungestört und niemanden störend.

Bei der Gründung in 1929 war das Orchester auf Barock spezialisiert

Ein wohlklingender Name, der zurückgeht in eine Zeit als Amateurorchester noch wirklich zur guten Tradition gehörten. 1929 gegründet, feiert das Streichorchester, das sich heute aus Laienmusikern aller Altersgruppen zusammensetzt, dieses Jahr 90. Geburtstag — und existiert immer noch. Das ist allein schon eine hervorhebenswerte freudige Situation, denn Laienorchester, die ihrerzeit das Rückgrat des musikalischen Kulturlebens bildeten, haben es heute nicht mehr ganz so leicht. Es gibt erstens viele andere Möglichkeiten sich musikalisch auszutoben und die Zeiten, als Musik nur live erlebbar war, sind auch schon sehr lange vorbei. Dennoch und vielleicht gerade deshalb haben Laienorchester heute eine ganz besondere Aura, die viel über den Geist der Mitglieder verrät. Denn hier treffen sich Menschen, die sich trotz Medien, trotz der immer und überall erreichbaren Musik aus aller Welt, dazu entschieden haben, ihre Leidenschaft für das Musizieren gemeinsam mit anderen ganz real und nicht digital auszuleben.

Wir lauschen den Proben, geleitet vom ehemaligen Chordirektor und Kapellmeister am Theater Krefeld/Mönchengladbach, Heinz Klaus, und spüren sogleich: Obwohl hier keine Profis sitzen und an ihren Geigen, Celli oder Bratschen mal bedacht, mal mutiger bisweilen sehr schöne Töne produzieren, herrscht konzentrierte, musikalische Arbeitsatmosphäre. Schwierige Stellen werden behände geprobt, Klaus weiß, wie er seinen Musikern mehr Präzision abverlangen kann. Ohnehin ist der Klang, den das Kammerorchester zu produzieren vermag, mit viel Leidenschaft gewürzt; da fallen gewisse Unschärfen gar nicht so sehr ins Gewicht. Romantisch klingen sie, ja durchaus romantisch – was auch an der launigen Auswahl des Programms liegt, das sie für ihr Jubiläumskonzert ausgewählt hatten, das sie Ende Juni in der Christuskirche gaben.

Doch war es nicht immer so, denn ursprünglich gründete Josef Baum das Collegium mit Schwerpunktsetzung auf die Musik des Barock – im besonderen auf die Wiederentdeckung von Werken Georg Philipp Telemanns. Doch das Schicksal schien das Orchester im Laufe der Zeit vom Spezialistenorchester eher in die Richtung einer breiten stilistischen Aufstellung zu lenken. Ab 1962 übernahm Fred Thurmer die musikalische Leitung des Ensembles und öffnete das Wirkunsgsspektrum über das Barock hinaus. Doch es kam zu Zerwürfnissen alter Mitglieder, die die Tradition des Orchester verraten sahen und anderen, die die Öffnung begrüßten, wie es in der Festschrift zum 75. Geburtstag des Orchesters zu lesen ist. Schließlich, heißt es dort weiter, kam es zur Spaltung. Der auf exklusiv barocke Praxis fixierte Zwilling indes existiert seit 1978 nicht mehr. Der für alle Stilrichtungen offene Teil entwickelte sich schließlich durch die Jahre zu dem Orchester, das heute unter dem Namen Collegium Musicum bekannt ist. Die knapp 30 Musikerinnen und Musiker, die im Berufsleben aus unterschiedlichen Ecken kommen, aber alle die Freude am gemeinsamen Musizieren teilen, veranstalten regelmäßig zwei Konzerte pro Jahr. Zuletzt ein Jubiläumskonzert unter dem Titel  „Aus dem Leben eines Orchesters“. Auch Konzertreisen bildeten Höhepunkte.

Man probt jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr – während den Schulferien wird nicht geprobt. Mitspieler sind herzlich willkommen. Es gibt einen jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 40 Euro (für Schüler und Studenten sind es 20 Euro). Der Verein ist Mitglied im Bund Deutscher Liebhaberorchester.

Weitere Informationen zum Orchester online auf:

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort