Eher Punk als Juristen-Bigband

Das Theater bringt das Erfolgsmusical „Swinging St. Pauli“ ins Krefelder TaZ.

Krefeld. Es ist eine wilde und eine gefährliche Zeit: In Hamburgs Bars klingt der Swing wie ein Versprechen von Freiheit und Anarchie, draußen hingegen herrscht 1941 die erbarmungslose Ordnung der Nationalsozialisten. In diesem Spannungsfeld spielt das Musical "Swinging St. Pauli", das morgen seine Krefelder Premiere feiert. In Gladbach läuft es seit Monaten, und selbst die Zusatztermine waren in Windeseile ausverkauft.

"Bei Swing denken wir heute schnell an Juristen-Orchester", sagt Regisseur Reinhardt Friese. "Doch damals war die Musik eher Punk als Bigband, und ihre Fans waren nicht so weit entfernt von Hippies." Die Jugendbewegung der Swing Kids setzt den martialischen Märschen pure Lebensfreude entgegen - und das sieht die Gestapo gar nicht gern. In Leos Bar auf dem Kiez versuchen sie die "entartete Musik" zum Schweigen zu bringen und bedrohen auch die Liebe zwischen Max (Frederik Leberle) und der Jüdin Emma (Judith C. Jakob).

Mit großem Aufwand bringt Friese das Erfolgsmusical auf die Bühne: eine zehnköpfige Band, ein Bühnenbild aus eigens hergestellten Holz-Bierkästen, der extra engagierte Choreograf Stephan Brauer ("Ladies Night"), ausgebildete Musicaldarsteller als Gäste. Auch das Ensemble singt und tanzt mit vollem Stimm- und Körpereinsatz. "Der Weg bis zu einer solchen Premiere ist für alle hart, aber dann macht es großen Spaß", sagt Ring. Zumal das Publikum am Schluss regelmäßig vor Begeisterung aufsteht.

Die mitreißende Musik und direkte Sprache locken in Gladbach auch viele junge Leute ins Theater. "Das Stück bewegt sich nah am Heute", findet Friese. Mit angesagter Jugendkultur kennt Komponist Martin Lingnau sich jedenfalls aus: Seine aktuelle Produktion ist die Musical-Fassung von Bullys "Schuh des Manitu".

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