Kunst Dora Celentano in der Pförtnerloge: Corona-Wimmelbilder auf Glas

Krefeld · Die Ausstellung mit der Installation an den Fenstern des Ateliers in der Fabrik Heeder öffnet am 7. Juni.

 Künstlerin Dora Celentano hinter einem beklebten Fenster in der Pförtnerloge.

Künstlerin Dora Celentano hinter einem beklebten Fenster in der Pförtnerloge.

Foto: Andreas Bischof

Dora Celentano hat die Fenster der Pförtnerloge beklebt. Mit grauen halbtransparenten Motiven – allesamt irgendwie im Zusammenhang mit Corona.

Das Schöne an dem Atelier Pförtnerloge in der Fabrik Heeder ist, dass man die dort ausgestellte Kunst auch ganz wunderbar von Außen ansehen kann. Mittels Blicken durch die Fenster hinein, in den stimmungsvollen kleinen Raum, können Passanten jederzeit die „raumbezogene“ Kunst in der Reihe Pförtnerloge auf sich wirken lassen. Das ist seit jeher die Idee hinter dem Projekt des BBK Niederrhein (Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler) mit Unterstützung des Krefelder Kulturbüros, gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung.

Die Pförtnerloge ist von
außen einsehbar

Und dieses Konzept des nach außen einsehbaren offenen Raumes, der sich durch die Positionen der dort ausstellenden Künstler mal auf diese mal auf jene Weise mit dem Drumherum auseinandersetzt, scheint gerade just jetzt zu Corona-Zeiten besonders reizvoll.

Auch der Corona-Situation ist zu verdanken, dass die Fensterscheiben der Pförtnerloge derzeit mit einer Schar an Piktogrammen auf halbtransparenter Klebefolie versehen sind. Ein wenig wie eine wild gewordene Schulklasse, die ihr Kunstprojekt, die Fenster zu „verschönern“, ins Manische getrieben hat, könnten manche das, was da zurzeit an den Fenstern zu sehen ist, wahrnehmen. Doch die Geschichte dahinter ist eine andere – durchaus kunstvolle und mehrfach mit der Corona-Situation verwobene. Zunächst kam es durch eine Absage – bedingt durch Corona –, dass die aktuelle Ausstellung von der 1988 in Oberhausen geborenen Düsseldorfer Künstlerin Dora Celentano geschaffen wurde, sie sprang kurzfristig ein.

Und andererseits ist ein tragendes Motiv dieser Installation mit dem Namen „We’ve seen it all“ (Wir haben alles gesehen) beeinflusst von Corona. Denn alle Motive, die in loser ästhetischer Gruppierung – lediglich lässt sich an einer Stelle das Wort „Abstand“ herauslesen – als ausgeschnittene Umrisse an die Fenster geklebt sind, erwuchsen aus einer digitalen Recherche der Kürten-Schülerin. Sie suchte im Internet, auf unterschiedlichen Plattformen, wie sie uns verrät, nach Symbolen, Zeichen oder auch Bildern, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen. Da findet sich offensichtliches wie Umrisse von Masken, Spritzen, Desinfektionsflaschen oder die allseits bekannten abstrahierten Abbilder des Virus; aber Skurriles wie das ominöse durch Hamsterkäufe zweifelhafte Berühmtheit erlangte Toilettenpapier, diverse erhobene oder auch nur lenkende Zeigefinger, aber auch ein Logo von einem großen Lieferdienstvermittlungsportal.

Ein großes in seiner Durchsichtigkeit fast federleichtes Wimmelbild, das sich mit dem Durchblick durch die Fenster verbindet, sowohl nach innen, als auch nach außen. Dabei legt sich die PVC-Folie wie ein Wasserzeichen auf die Sichtachsen, die die Fenster dem Betrachter bieten können. Den Raum, das eigentliche Innere der Pförtnerloge nutzt Celentano indes nicht; beschränkt sich explizit auf das Eingreifen in das Fensterglas. Doch dieser „Minimalismus“ birgt den Flirt mit einem „naiven“ Zeigenwollen durchaus in sich – womit wir bei der Schulklasse wären. Aber vielleicht ist genau das Teil der ästhetischen Fallhöhe.

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