Diskussion: Gema bittet zur Kasse – und redet offen darüber

Umstrittene Gesellschaft sucht das Gespräch – das interessiert Studenten und Schützenbrüder.

Krefeld. Da sitzen sie also im Publikum: der Veranstalter, der bisher immer zu viel bezahlt hat; der Musikstudent, der noch zweifelt, ob ihm eine Mitgliedschaft nutzt; der Schützenbruder, der für die Musik beim letzten Schützenfest eine Rechnung bekommen hat, über deren Höhe er sich wundert; der Amateurfilmer, der Musik der Beatles zur Untermalung benutzen möchte. Auf dem Podium befinden sich Vertreter der Organisation, mit der sie alle zu tun haben - ob sie wollen oder nicht.

Jazzklub und Krefelder Musiker Initiative (KMI) haben in die Kulturrampe zur Diskussion um die und mit der Gema geladen. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte steht im Blickpunkt. Eine bayerische Konzertveranstalterin hat eine Petition beim Bundestag eingereicht, um das Gebaren der Gema prüfen zu lassen. Über 100 000 Menschen haben sie unterzeichnet.

Wer glaubt, dass sich die Gema deshalb zugeknöpft gibt, wird eines Besseren belehrt. Erich Wulff, Bezirksdirektor in Dortmund, sein Dresdner Amtskollege Lorenz Schmid und Maren Ruhfus, Direktorin der Abteilung Politische Kommunikation, geben kompetent, selbstbewusst und geduldig Auskunft. Außer ihnen auf dem Podium: Joachim Watzlawik von der Friedenskirche, der Musiker André Nendza, der SPD-Bundestagsabgeordnete Sigmund Ehrmann und als Moderatorin Karin Mast vom Jazzklub.

Bei der Diskussion wird vor allem Basiswissen vermittelt, das "höchst komplexe Verteilungsverfahren" kann nicht bis ins Detail erläutert werden. Die Gema ist ein Verein, 1903 gegründet, der für die Nutzung von Urheberrechten von Komponisten, Textdichtern und Musikverlegern das Inkasso übernimmt. Die Gelder werden nach Abzug der Eigenkosten (etwa 15 Prozent) an die Urheber ausgeschüttet.

Um ordentliches Gema-Mitglied zu werden, muss man gewisse Umsätze erbringen. Von über 60 000 Mitgliedern sind nur 3000 ordentliche Mitglieder, der Rest so genannte angeschlossene Mitglieder. Dass fünf Prozent der Mitglieder etwa zwei Drittel der Ausschüttung erhalten, zudem allein stimmberechtigt sind, gehört sicher zu den Umständen, die Unmut erzeugen.

"Wir bilden nur den Markt ab", sagt dazu entwaffnend Lorenz Schmid. Die Musik, die am meisten gespielt wird, erzeugt auch das Gros der Tantiemen. Dafür ist aber die Gema in ihrer treuhänderischen Funktion nicht verantwortlich. Die Petition und die Reaktion darauf haben die Gesellschaft jedenfalls dazu gebracht, verstärkt den Dialog mit denen zu suchen, die von ihr zur Kasse gebeten werden. Mehr Transparenz in die Tarifstruktur sollen demnächst auch spezielle Veranstaltungen bringen.

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