Digitale Welt in Kapseln

Julius Popp erhält die Auszeichnung der Luther-Stiftung und stellt ab Sonntag im Haus Lange aus.

Krefeld. Die Informationsflut der digitalisierten Welt macht er auf faszinierende Weise sinnlich erfahrbar. Dafür wird der in Leipzig lebende Künstler Julius Popp (Jahrgang 1973) am Sonntag mit dem mit 5000 Euro dotierten Preis der Adolf-Luther-Stiftung ausgezeichnet. Seit der ersten Vergabe 1994 an Andreas Slominski ist Popp der siebte Preisträger.

Als "Kunst, die sich mit unserer Wirklichkeit auseinandersetzt" beschreibt Magdalena Broska von der Luther-Stiftung die Arbeiten Popps, die jetzt anlässlich der Auszeichnung im Haus Lange zu sehen sind. "Transposition" hat der Künstler seine Schau genannt und meint damit die Verschiebung komplexer Wirklichkeiten in ein ästhetisches Konzept.

"Man kann Informationen sichtbar machen" sagt Popp, der dafür verschiedene Werkgruppen geschaffen hat. So untersucht er in den "micro-series" den Ursprung von Informationen, überträgt diese in den "bit-series" in Metaphern und versucht in den "macro-series", Weltmodelle darzustellen. Im Hauptraum ist mit der Installation "micro-perpendiculars" ein faszinierendes Beispiel entstanden. Zehn große weiße Kapseln können durch eingebaute Prozessoren auf ihre Umwelt reagieren.

Bei Berührung oder starkem Luftzug beginnen sie zu schwingen, behalten aber immer auf geheimnisvolle Weise die Balance. Ein Zustand, der nie statisch, sondern ständiger Veränderung unterworfen ist, wird zum Sinnbild des ständigen Informationsflusses der digitalen Welt.

In der neuesten Arbeit schleudert eine Maschine Tischtennisbälle in den Raum. Die Bälle stehen für kleinste Einheiten kodierter Informationen, die sich im Raum chaotisch ausbreiten. "Wörter sind wie geschmissene Steine, man kann sie nicht zurückholen" sagt Popp dazu, der mit seinen Arbeiten auch aufzeigt, wo die Grenzen des Menschen liegen.

Sein Leipziger Atelier steht auf einem Industriegelände, umso mehr schätzt Popp den intimen Charakter im Haus Lange. "Meine Arbeiten bekommen hier menschliche Maßstäbe" sagt er.

Dem Namensgeber des Preises, Adolf Luther, ist zum 20-jährigen Bestehen der Luther-Stiftung eine eigene Ausstellung in den oberen Räumen gewidmet. Am Beispiel der Spiegelobjekte und Lichtinstallationen führen sie dem Betrachter ein anderes Weltbild vor. "Luther untersuchte die Natur, Popp untersucht Systeme" fasst Magdalena Broska zusammen. Dass beides spannend sein kann, macht diese Doppelschau eindrucksvoll sichtbar.

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